Jomelli, Nikolaus

Jomelli, Nikolaus

Jomelli, Nikolaus, einer der größten Tonkünstler Italiens, geb. 1714 zu Aversa im Königreiche Neapel, genoß den Unterricht des berühmten Leonhard Leo, der, als er einst eine Cantate seines jungen Schülers hörte, demselben seine späteren glücklichen Erfolge voraussagte. Seine erste Oper l'Erreur amoureuse ließ Jomelli, als er kaum sein 23. Jahr erreicht hatte, in einem Schauspielhause zu Neapel aufführen. Bald verschaffte ihm (1740) die Fürsprache des Kardinals von York einen Ruf nach Rom. Im folgenden Jahre wurde seine Oper Aëtius in Bologna gegeben. Eumenes erfreute sich 1746 in Neapel des rauschendsten Beifalles. Hierauf begab er sich nach Venedig, wo die günstige Aufnahme, die seiner Mérope zu Theil ward, ihm die Stelle eines Lehrers bei dem musikalischen Institute für Töchter erwarb. 1749 wurde er nach Wien berufen, wo er Achilles zur Aufführung brachte; hier war es auch, wo er einen innigen Freundschaftsbund mit Metastasio knüpfte, und ihm die Ehre zu Theil wurde, die Kaiserin Maria Theresia auf dem Claviere zu begleiten, wofür diese den Künstler mit einem kostbaren Ringe und ihrem Bildnisse beschenkte. Bei seiner Zurückkunft nach Rom wurde er zum Kapellmeister der päpstlichen Musik ernannt. 1753 ging er nach Stuttgart, wo er in gleicher Eigenschaft in die Dienste des Herzogs Karl von Würtemberg trat, der ihn mit Auszeichnung und Geschenken überhäufte und den geschickten Künstler funfzehn Jahre an seinem Hofe festhielt. Erst im Jahre 1768 kehrte Jomelli in sein Vaterland zurück. Seine Oper Iphigenia fiel 1773 durch die sehr mangelhafte Darstellung durch. Dieser unglückliche Zufall bekümmerte den Meister so sehr, daß er von da zu kränkeln anfing. Ein Schlagfluß endigte den 28. August 1774 zu Neapel sein an künstlerischen Schöpfungen so reiches Leben. Nach Leo war Jomelli ohne Widerrede der größte Tonkünstler seiner Zeit. Er zeichnete sich immer durch einen ihm ganz eigenthümlichen Stil aus; seine Einbildungskraft war reich und voll; sein Erfassen der Musik lyrisch und kunstvoll; seine Art des Ueberganges einer Tonart in die andere stets neu. Er schrieb viel und leicht; dabei ist bemerkenswerth, daß er bei der überströmenden Fülle seiner Gedanken nicht selten durch zu viel Kunst und Schwierigkeiten fehlte, wodurch er sich freilich das Lob der Kenner zuzog, von der Menge jedoch nicht verstanden werden konnte. Mehr als 40 Opern und eine unzählige Menge kleinerer Compositionen sind die Zeugen seines fruchtbaren Genies. Jomelli endigte seine künstlerische Laufbahn mit einem zweistimmigen Miserere, das eine der erhabensten musikalischen Dichtungen dieser Art ist, der Saverio Mattei einen würdigen Text beigegeben hat.

E. v. E.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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