New-York

New-York

New-York, einer der kultivirtesten und volkreichsten Staaten der nordamerikanischen Union von 4170 Quadrat M. mit 2,000,000 Ew. Der Erie- und Ontariosee und der riesige St. Lorenzstrom, mit den schauerlich-erhabenen Wasserfällen des Niagara, bilden die Nordwestgrenze gegen Kanada, im Süden grenzt N. an Pensilvanien und den atlantischen Ocean, im Osten an Vermont, Massachusets und Connecticut; der schiffbare Hudson mit dem Mohavk, der Champlain- und Oneidasee, große Canäle und Eisenbahnen sind die Adern eines ungeheuer belebten Verkehrs; das Alleghanygebirge scheidet den fruchtbaren Westen von den angenehmen Anhöhen im Süden und dem wellenförmigen Nordwesten. Das Klima in Südosten ist veränderlich, auf den Gebirgen kalt und streng, im Westen heiter und milde. Der Ackerbau bringt hier europäische Producte, besonders trefflichen Weizen; köstliche Weiden, herrliche Viehzucht begünstigen den freien Besitzer des freien Bodens. Viele andere Producte gewähren die Vortheile einer überwiegenden Ausfuhr. Bewunderungswürdig ist in diesem reichen und glücklichen Lande, unter dem Schutze einer freien Verfassung, die Zunahme der Bevölkerung. Städte an Städte sieht man entstehen, und wunderbar schnell sich vergrößern; jeder schöne Punkt, jeder Hügel an einem der herrlichen Ströme, jedes freundliche Thal schmückt sich mit Landhäusern im reinsten Baustyl; überall Spuren des Reichthums und Gewerbfleißes, der Thätigkeit und Speculation! – New-York war erst eine englische Kolonie, kam später unter Holland, kehrte aber dann unter engl. Herrschaft zurück. Karl II. schenkte es seinem Bruder, dem Herzoge von York (daher der Name). Seit 1775 ist New-Y. ein Staat der Union. – Die Hauptstadt gl. N. wird von der sonst argen Tadlerin der socialen Verhältnisse in Nordamerika, Mistreß Trollope, als überaus reizend geschildert. »Ich habe – sagt sie – die Bucht von Neapel nicht gesehen, kann also keinen Vergleich anstellen; aber es ist mir unmöglich, etwas Reizenderes zu denken als den Hafen von New-York. Die Gegenstände, welche das Auge erblickt, sind lieblich und mannigfach. Wir schienen auf Wellen von flüssigem Golde in den Hafen zu schwimmen, und als wir vor den grünen Inseln vorbeifuhren, die sich aus seinem Busen wie Schildwachen der schönen Stadt erheben, streckten sich die horizontalen Strahlen der Sonne immer weiter und weiter, als ob sie uns immer mehr von der herrlichen Landschaft zeigen wollten. Auch bei gewöhnlichem Tageslichte gesehen, schien New-York eine schöne Stadt zu sein, eine der schönsten, die ich je gesehen, schöner als jede andere in den vereinigten Staaten, selbst Philadelphia nicht ausgenommen. Die Vorzüge ihrer Lage werden so leicht von keiner andern übertroffen. Auf einer Insel gelegen, die sie mit der Zeit wohl gänzlich bedecken wird, erhebt sie sich, wie Venedig, aus dem Meere, und empfängt wie jene schönste aller Städte zur Zeit ihrer Blüthe, in ihrem Schooß den Tribut von allen Reichthümern der Erde.« Und diese herrliche Stadt, mit ihrem großartigen Brodway – der sie in ihrer ganzen Länge meilenweit durchschneidenden breiten Straße – mit ihren 33 Kirchen, worunter die prachtvolle St. Pauls- und die Dreieinigkeitskirche, mit ihren mehr als 9000 Häusern, wurde neuerlich zum Theil das Opfer einer ungeheuern Feuersbrunst, deren meilenweit sich ausdehnende Gluthwellen im Meeresspiegel ihren weithin strahlenden Widerschein fanden, ist seitdem aber schöner wieder aufgebaut. Der Geschmack der Häuser ist ganz englisch, klein und wahrlich nur die Bedürfnisse einer Familie eingerichtet, dabei doch hell und hoch, jede Thür mit glänzendem Messinge beschlagen, jede Hausthürtreppe mit bronzirtem Eisengeländer, an beiden Seiten derselben umgitterte Blumengärtchen unter den Fenstern; auf den freien Plätzen Bowlegreens. Die Volkszahl von New-York beläuft sich jetzt auf 250,000 Seelen, worunter an 10,000 freie Neger, viele Mischlinge und 25,900 Fremde. Die Stadt bildet den Mittelpunkt einer ungeheuren Handelsbewegung, deren mächtige Strömung das von der Natur so reichbegabte Westland mit allen Theilen der Welt in Verbindung setzt. Ueber 2200 Schiffe mit einer Einfuhr von 60 Mill. Dollars und weit größeren Ausfuhr kommen und gehen jährlich von und nach Europa, Ost- und Westindien, China und Südamerika. Das Wogen und Treiben dieser Handelswelt ist unbeschreiblich; alle Bedürfnisse des Handels finden sich hier in höchster Vollendung, als reiche Banken, Assecuranzgesellschaften, das Handelscollegium, ein geräumiger und sicherer Hafen mit herrlichen Quais und großen Docks, eine weite und geschützte Rehde u. dgl. m. Die Segel und Flaggen aller Nationen füllen den Hafen; große, mit verschwenderischem Luxus ausgestattete, Dampfschiffe vermitteln die Verbindung mit den übrigen Handels- und Küstenplätzen von Nordamerika, und auf Canälen und Strömen mit dem unermeßlichen Innern des Westlandes. Das Getümmel und die Bewegung der vielen Tausend Menschen aus allen Theilen der Welt, von allen Farben, Raçen und Kleidungen, vom rothhäutigen Indianerhäuptlinge und freien Neger bis zum zierlich gekleideten Londoner Dandy und dem bettelhaften oder bäuerisch-fremdartig gekleideten, irischen oder deutschen Auswanderer; dieses ewige Rollen der Güterwagen und Karren, der reichen und besonders zierlich und leicht gebauten Equipagen gleicht einem brausenden Meere; so wogt und fluthet es Tag und Nacht, daß dem ankommenden Fremden Hören und Sehen vergeht. Alles huldigt hier dem Nützlichkeitsprincip; Gelderwerben, um reich zu werden, ist das Ziel Aller; der kälteste Egoismus übertrifft hier noch die Abgeschlossenheit der Engländer; Künsten und Wissenschaften zu huldigen, bleibt hier weder Neigung noch Zeit; obwohl eine Universität (das Columbia-Collegium) mit einer Bibliothek, Museum, anatomischem Theater etc. Bildungsmittel darbieten. An 17,000 Schenken und Wirthshäuser machen das Entstehen der Mäßigkeitsgesellschaften sehr nützlich. Die Frauen von New-York sind elegant, gebildet und anmuthig, aber sie haben die steife Haltung der Engländerinnen, deren Prüderie sie noch weit übertreiben. Unvermählt genießen sie eine große Freiheit des Umganges, die jedoch selten gemißbraucht wird, verheirathet aber zieht sich die Frau in das Innere ihres Hauses zurück und opfert sich mit schöner Resignation den Pflichten der Mutter und Gattin. Die Männer, als kalte Handelsmenschen, behandeln sie mehr mit Höflichkeit als mit Herzlichkeit, und gehen ihren eigenen Weg. Die meisten Ehen sind hier Speculationsheirathen, und doch gibt es unter diesen viele zufriedene und glückliche Verbindungen; eine gewisse Etikette im Innern der Häuser bewahrt dort den Frauen die Achtungsbeweise, deren sie durch Sittsamkeit, sanfte Würde und durch milde Anmuth so würdig sind.

B....i


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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