- Fannia
Fannia, die Tochter des Pätus Thrasea und die würdige Enkelin der berühmten Arria (s. d.), zeichnete sich wie diese durch Muth, Standhaftigkeit und hohen Sinn für alles Edle aus. Zweimal wurde ihr Gatte Helvidius in's Exil geschickt und jedesmal begleitete ihn die zarte, liebende Gattin, und theilte die Leiden und Entbehrungen des Elends mit ihm. Als sie nach seinem Tode dem Senecio die nöthigen Documente gab, um ihren Gatten durch Veröffentlichung derselben zu rechtfertigen und sein Angedenken rein und unbescholten der Nachwelt zu überliefern, ward sie zum dritten Male verbannt, denn Kaiser Domitian, seiner Härte gegen den Unglücklichen sich wohl bewußt, wurde durch die Standhaftigkeit dieses Weibes zur offenbaren Grausamkeit gereizt. Er ließ sie, die doch nichts verbrochen hatte, als daß sie ihren Gatten bis über das Grab hinaus liebte, aller ihrer Güter berauben, und nichts blieb ihr, als die Denkschrift Senecio's, worin die Unschuld ihres Gemahls auf das Einleuchtendste erwiesen war. Diese war von nun an ihr einziger Schatz und ihr Trost bis an den Abend ihres Lebens. Aber nicht nur durch Muth, Ausdauer und innige Gattenliebe, sondern auch durch Sanftmuth, Milde und alle Reize der holden Weiblichkeit zeichnete sich Fannia aus. Als mehrere vestalische Jungfrauen erkrankten und den Obliegenheiten ihres heiligen Amtes nicht vorstehen konnten, erwählten die Priester vorzugsweise sie zur Pflegerin Jener, welchem Geschäfte sich auch Fannia mit einem solchen Eifer unterzog, daß sie selbst erkrankte. – Sie starb im Exil, noch in der Blüte ihres Alters, doch ist das Jahr ihres Todes nicht bekannt.
B.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.