Federn

Federn

Federn nennt man im Allgemeinen die natürliche Bekleidung des ganzen Vogelgeschlechts. So mannichfaltig dasselbe ist, so verschieden ist auch dessen Gefieder. Von der seinen, zarten Feder des Colibris bis zur großen und langen des Straußes und Reihers sind fast alle Arten zu benutzen, theils zur Ausfüllung der Betten (s. d. Art.), theils zum Schreiben und theils zum Putz. Der praktischste Vogel hinsichtlich seines Gefieders ist unstreitig die Gans, indem ihre großen Federn als Schreibkiele, die gewöhnlichen kleinen zum Stopfen der Betten, und die feinsten und leichtesten, die sogenannten Flaumfedern oder Dunen, zu leichtern Zudecken und Kissen benutzt werden. Zum Schreiben dienen, außer den Gänsekielen, auch noch die Rabenfedern, doch mehr noch zum Zeichnen. Außerdem gebrauchen die Bewohner des hohen Nordens die abgezogenen befiederten Häute mehrerer Wasservögel zu ihrer Bekleidung, und der Grönländer zieht den Federbalg der Eidergans (nämlich die Federseite) auf den bloßen Leib und widersteht so der strengen Kälte seines Landes. Untersucht man die äußere Bildung der Feder, so findet man sie aus zwei Theilen bestehend, aus dem Kiel und der Fahne. Der Kiel zerfällt wieder in zwei Theile, in Spuhle und Schaft. Erstere, gleichsam die Wurzel der Feder, besteht aus einer runden, hohlen, durchsichtigen, hornartigen Röhre, und der elastische Schaft aus einem weißen, trocknen und sehr leichten Mark. Die Seele der Feder (das häutige Gefäß in der Spule) ist aus lauter in einander geschobenen kleinen Trichtern oder Bläschen zusammengesetzt, welche Gemeinschaft mit einander haben. Nach oben geht das häutige Gefäß in eine Röhre aus; unten aber steht es durch eine kleine Oeffnung des Kiels mit der Haut des Vogels in Verbindung, ist also wahrscheinlich das Werkzeug, wodurch die Feder ihre unentbehrliche Nahrung erhält. Der Schaft ist an beiden Seiten mit dicht neben einander stehenden, gleichlaufenden Fasern besetzt, deren jede wieder einen kleinen Schaft mit solchen Seitenfäserchen enthält. Diesen gefiederten Schaft nennt man Fahne, und sie ist bei den Flügelfedern an der einen Seite breiter als an der andern, bei den übrigen Federn jedoch an beiden Seiten gleich. Das Gefieder aller Vögel hat die Eigenthümlichkeit, sich zu gewissen Zeiten zu erneuen, welche Periode Mausern heißt. Bei unsern einheimischen Vögeln pflegt dieser Aktus bloß einmal im Jahr vorzukommen, nämlich im Früh- oder Spätherbst; nur die Wachteln und einige andere Arten machen hierin eine Ausnahme und mausern sich 2 Mal des Jahres. Sobald die Fasern ihr Wachsthum vollendet haben, werden sie trocken, und nur das in der Spule enthaltene Gefäß saugt noch einige Feuchtigkeit oder Fettigkeit ein. Daher wächst auch ein abgeschnittener Theil der Feder nicht wieder, und der Vogel, dem die Flügel verschnitten, bleibt in diesem Zustand bis zur nächsten Mauserung. Die Bettfedern kauft man am besten ungerissen in kleinen Partien von Landleuten und laßt sie selbst schleißen, weil sie im Handel oft verfälscht mit alten und untermischt mit seiner Kalk- oder Mergelerde vorkommen, um das Gewicht zu vergrößern. Die meisten Gänsefedern kommen aus Böhmen, Thüringen, Mecklenburg, Pommern, Polen und Preußen.

L. M.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Federn — (springs; ressorts; molle), Konstruktionsteile, die durch entsprechende Gestalt und entsprechend gewähltes Material bei Beanspruchung auf Druck oder Zug innerhalb der Elastizitätsgrenze, bleibende Deformationen von solcher Größe annehmen können,… …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

  • Federn [1] — Federn werden als Maschinenteile zur Aufnahme oder Ausübung einer elastisch wirkenden Kraft, vielfach zur Abpufferung von Stößen, eingeschaltet. In manchen Fällen kommen sie in Wettbewerb mit Treib oder Gegengewichten (vgl. Uhren) als… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Federn — ist der Familienname folgender Personen: Ernst Federn (1914–2007), österreichischer Psychoanalytiker Josef Federn (1831–1920), österreichischer Internist Karl Federn (1868–1943), österreichischer Jurist und Schriftsteller Paul Federn (1871–1950) …   Deutsch Wikipedia

  • Federn [1] — Federn, 1) die Hautbedeckung der Vögel. Nur wenige Körperstellen, meist Zehen u. Lauf, bei einigen (wie Geier u. Truthühner) der Kopf u. obere Theil des Halses, sind unbefiedert. Leichtigkeit, Weichheit u. Elasticität ist ihr allgemeiner äußerer… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Federn — Fêdern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsw. haben. 1) Die Federn fahren lassen. Die Betten federn allzu sehr. 2) Sich federn, neue Federn anstatt der alten bekommen; wofür doch mausen üblicher ist. In der thätigen Gattung ist fiedern eingeführet.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Federn [2] — Federn, 1) Federn fahren lassen; 2) sich f., so v.w. Mausern; 3) (Jagdw.), einen Vogel so schießen, daß er nicht stürzt, sondern nur Federn verliert; 4) eine gerade Gestalt anzunehmen suchen; 5) so v.w. Prellen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Federn [1] — Federn, die Hautbedeckung der Vögel, sind den Haaren der Säugetiere und mehr noch den Schuppen der Reptilien vergleichbar (s. Haare) und entstehen aus einer Verdickung der Oberhaut (Epidermis) in Gestalt eines kleinen Höckers, in denen von innen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Federn [3] — Federn, in der Jägersprache die dornartigen Erhöhungen an der Rückenwirbelsäule der Hirscharten; federn (als Zeitwort), das Verletzen derselben oder des Rückgrats durch einen Schuß; s. Birschzeichen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • federn — V. (Aufbaustufe) unter einer Belastung nachgeben und wieder in die Ausgangslage zurückkehren Synonyme: schwingen, wippen Beispiele: Er ging mit federndem Schritt durch den Saal. Die Sitze des Wagens federn gut …   Extremes Deutsch

  • Federn [2] — Federn, bei den Edelsteinen soviel wie seine Spalten und Risse, nach denen die Steine sehr leicht springen können …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”