Manichäer

Manichäer

Manichäer. Mani ist der Stifter einer religiösen Sekte, welche die Kirche für ketzerisch erklärte. – Er war der Sclave einer begüterten Witwe in Persien, und erbte von dieser unter andern Gegenständen auch die Schriften eines unbekannten ägyptischen Schwärmers. Mit Hilfe derselben suchte er eine neue Religionspartei zu gründen. Er wurde an den Hof des Königs berufen, um dessen kranken Sohn zu heilen. Der Prinz starb und Mani wurde in's Gefängniß geführt. Hier lernte er die Religionsurkunden der Christen kennen, und gab sich nun für den Paraklet, d. h. für den verheiß'nen heiligen Geist (Tröster) aus, und gewann, nachdem er um 272 n. Chr. seine Freiheit erlangt hatte, unter den Christen Anhänger für seine Lehre, welche wesentlich von den Grundsätzen des Christenthums abwich. Er lehrte nämlich zwei Grundwesen, ein gutes und ein böses, und gründete seine Lehre auf eine Menge mißgedeuteter Stellen des n. T. Das gute Wesen ist gestaltlos, und lebt im Reiche des Lichtes, das böse von riesenhafter Menschengestalt, im Reiche der Finsterniß. Jenes ist stärker als dieses, und von zwei Ausflüssen, Sohn und Geist, unterstützt. Beide sind von einer zahllosen Menge Elementargeister umgeben, welche in 5 Abstufungen getheilt sind, und immer neue Kreaturen erzeugen. Die Sittenlehre theilte die Manichäer in Auserwählte, welche sich des Weines, aller animalischen Genüsse und sinnlichen Freuden, auch der Ehe enthalten mußten. Sie durften Pflanzen nicht berühren, keine Blumen pflücken und kein Thier tödten, im Kriege nicht dienen, nicht arbeiten, sondern nur der Betrachtung leben. Die Unvollkommneren oder Zuhörer hatten Freiheit. Sie mußten aber die Auserwählten ernähren, ihr Glück in der Armuth suchen und in der Ehe das Kinderzeugen verhüten. Unter den Auserwählten gab es auch heilige Jungfrauen. Sie feierten nur den Sonntag, den Todestag Jesu und Mani's. Seit dem siebenten Jahrhundert ist diese Sekte, welche für eine christliche gelten wollte, dem Namen nach verschwunden, aber zuweilen, nur etwas anders gestaltet unter anderm Namen aufgetreten. So hatten die Katharer, die Paulicianer, die Priscillianisten Vieles mit den Manichäern gemein.

–s.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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  • Manichäer [1] — Manichäer, eine religiöse, den Gnostikern verwandte Partei im Orient, seit dem 3. Jahrhundert. I. Der Stifter war Manes od. Mani (Manichäus), die Nachrichten über ihn sind sehr verschieden. Nach den älteren griechischen Nachrichten war Scythianus …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Manichäer [2] — Manichäer, in der Studentensprache hart mahnende Gläubiger …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Manichäer — Manichäer, Sekte, s. Manichäismus. – In der Studentensprache Bezeichnung für Gläubiger (wahrscheinlich in Anspielung auf »mahnen«) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Manichäer — Manichäer, Anhänger des von Mani (s.d.) zur Weltreligion bestimmten Systems, des Manichäismus, eines Gemisches von altpers. Dualismus und christl. Gnostizismus, wonach sich von Anfang an ein Reich des Lichts und der Finsternis gegenüber stand;… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Manichäer [2] — Manichäer, in der Studentensprache s.v.w. mahnender Gläubiger, im 18. Jahrh. wahrscheinlich infolge Verwechslung der M. und Juden unter Anlehnung an das deutsche »mahnen« entstanden …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Manichäer — Manichäer, hießen die Anhänger eines gewissen Mani, Manes, lat. Manichaeus, über welchen die griech. und orientalischen Quellen Vieles aber Widersprechendes berichten und nur darin einig sind: 1) daß Manes ein Perser war; 2) daß er im 3. Jahrh. n …   Herders Conversations-Lexikon

  • Manichaer, der — Der Manichaer, des s, plur. ut nom. sing. eine ehemahlige Art Ketzer in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche. Im vertraulichen Scherze pflegt man auch einen Gläubiger, um des Gleichklanges mit mahnen willen, einen Manichäer zu nennen …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Manichäer — Ma|ni|chä|er 〈[ çɛ: ] m. 3〉 1. Anhänger des Manichäismus 2. 〈Studentenspr.; veraltet〉 drängender Gläubiger * * * Ma|ni|chä|er, der; s, [nach dem pers. Religionsstifter Mani (216–277)]: Anhänger des Manichäismus. * * * Ma|ni|chä|er, der; s, [nach… …   Universal-Lexikon

  • Manichäer — Ma|ni|chä|er 〈[ çe: ] m.; Gen.: s, Pl.: ; Rel.〉 1. Anhänger des Manichäismus 2. 〈Studentenspr.; veraltet〉 drängender Gläubiger …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

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