- Medina und Mekka
Medina und Mekka. Die heiligen Orte der Muhamedaner, an welche sich ihre heilige Verehrung knüpft, wie bei den Christen an Jerusalem und Bethlehem. Beide Städte, berühmt durch die Abenteuer des Propheten, sind das jährliche Ziel zahlloser Pilger. Nach ihnen richtet der Moslim, wenn er betet, sein Antlitz, und den Todten legt man in das Grab, sein Haupt nach Mekka gekehrt. Medina, die Prophetenstadt, liegt in der arabischen Landschaft Hedscha an einem seichten Steppenflusse und hat 7–8000 Ew. Man zeigt hier in der heiligen Moschee die Begräbnißkapelle Muhamed's, Omar's und Abubeker's. Fünf Thürme zieren das riesenhafte, mit Reichthümern angefüllte Gebäude. Bei Lebensstrafe darf weder Jude noch Christ die heilige Stadt betreten; doch ist es mehreren kühnen Reisenden gelungen, in türkischer Verkleidung den Schauplatz des Propheten zu besichtigen. Hierher floh er vor seinen Feinden im Jahre 622, und von dieser Zeit an zählen die Muhamedaner ihre Jahre: die Hedschra und Hedschira. Denselben Namen führt auch M's Begräbnißkapelle. Mekka, die Hauptstadt von ganz Arabien, liegt in einem Thale, hat regelmäßige Hauptstraßen, steinerne Häuser mit flachen Dächern und gegen 20,000 Ew. Sie ist der Geburtsort des Propheten und die heilige Kaaba, der große Tempel al Hameram, wo sich die gläubigen Wallfahrer versammeln. Das Gesetz gebietet jedem Moslim, einmal in seinem Leben die Pilgerfahrt nach Mekka zu unternehmen, oder durch Stellvertreter verrichten zu lassen. Hat er die beschwerliche Karawanenreise nach dem Gnadenorte selbst zurück gelegt, so wird ihm der Ehrentitel: Hadschi, d. h. Pilger. In Mekka zeigt man auch die Städte des Abraham, und nach Angabe des Korans soll die Kaaba schon von Abraham und Ismael erbaut worden sein. Weder Christ noch Jude darf Mekka näher als 9 Meilen kommen. Die Sage von Muhamed's eisernem Sarge, der zwischen zwei ungeheuern Magneten, von gleicher Attraction fest gehalten in der Luft schwebt, ist ein orientalisches Mährchen, das zur Ungebühr in europäischen Geographien des vorigen Jahrhunderts Raum gefunden hat.
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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.