- Ariosto, Ludwig
Ariosto, Ludwig, Ludwig, von seinen Landsleuten der Göttliche genannt, einer der größten italienischen Dichter. Er wurde 1474 zu Reggio, aus altadeligem Geschlechte geboren, war für die Jurisprudenz bestimmt, warf sich aber später der Poesie in die Arme für welche er schon als Knabe die innigste Neigung hegte. Im Jahre 1500 trat er in die Dienste des Cardinals Hippolyt von Este, später in die des Herzogs Alphons I. von Ferrara. Er wurde zu mehreren Gesandtschaften erwählt, mußte Ländereien verwalten, ja sogar einmal eine Räuberbande bekriegen. Sein Hauptwerk ist der rasende Roland (Orlando furioso), ein Rittergedicht, voll Phantasie, Feuer der Darstellung, Reichhaltigkeit der Situationen und unnachahmlichem, magischem Blumenschmucke. Die begeisterte Aufnahme von Seiten seiner Zeitgenossen lohnte seine Verdienste und die Nachwelt hat sie rühmend anerkannt. Ariosto hat auch Komödien und Satiren geschrieben, die gleichfalls von seinem lebendigen Geiste zeugen. Den Orlando vollendete er, wie ihm die Muße Gelegenheit bot, erst in einem Zeitraume von 10 Jahren. Ariosto starb 1533, in einem Alter von 58 Jahren zu Ferrara, wo ihm später ein würdiges Denkmal gesetzt wurde. Er war mit äußerer Schönheit geschmückt, ein heiterer, wohlwollender, bescheidener Mann, seinen Schwestern, die er ernährte, der zärtlichste Bruder. Einen Beweis, wie hoch ihn seine Zeitgenossen schätzten, liefert folgende Anekdote. Ariosto fiel auf einer Reise durch's Gebirge den Räubern in die Hände. Sie plünderten seine Kisten und Koffer; plötzlich fiel einem der Banditen Ariosto's Buch in die Hände, er öffnete es, sprang erstaunt auf, zeigte es seinen Genossen und sie jubelten Alle über den köstlichen Fund; denn einzelne Gesänge lebten schon im Munde des Volkes und waren selbst in die Wildniß zu den Räubern gedrungen. Ariosto gab sich jetzt zu erkennen, die Wegelagerer stürzten auf die Knie vor ihm nieder, baten ihn um Verzeihung, stellten ihm all' sein geplündertes Gut zurück und geleiteten ihn noch eine Strecke Weges bis zur nächsten Stadt. – Ariosto's »rasender Roland« ist in's Deutsche von Gries und Streckfuß trefflich übersetzt.
–n.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.