- Frühlingskuren
Frühlingskuren nennt man die Anwendung künstlicher und natürlicher Heilmittel, welche bei einer passend veränderten Diät und Lebensweise im Frühjahr, wo ein neuer Säftetrieb im Körper anfängt, zur Umänderung der ganzen Constitution oder Aufhebung einzelner krankhafter Mißverhältnisse eine Zeit lang gebraucht werden. Die wesentlichsten sind: – Blutreinigender Kräutertrank aus Guajackholz, Klettenwurz, Seifenkraut, China, Süßholz, Sarsaparille, Gurken, Riedgras, Wallnußschale, Kalmus, Sennesblätter, Fieberklee und etwas Seidelbast, wird mehrere Wochen lang früh nüchtern in einigen Nöseln getrunken und dabei die Wirkung durch Wärme des Zimmers, Bäder und Reibungen unterstützt, wodurch manches veraltete gichtische, rheumatische und scrophulöse Leiden zu heben ist. Kräuterkuren passen für Personen, die an Unterleibsbeschwerden, Stockungen der Leber, im Blutgefäßsysteme des Unterleibes, an Verdauungsschwäche, alten Ausschlägen u. s. w. leiden. Man ißt Raute, Schafgarbe, Wermuth und Brunnenkresse auf Butterbrod, oder setzt Wein auf die drei erstern mit einem Zusatz von Pfeffermünze, andern aromatischen Kräutern, Pomeranzenschalen und Kümmel und trinkt ein Glas zum Frühstück, oder man preßt die Sprossen, Blätter, Blumen und Wurzeln von Gurken, Quecken, Erdrauch, Löwenzahn, Sauerampfer, Wermuth, Löffelkraut, Körbel, Schafgarbe, Petersilie, der wilden Cichorie und anderer aus und trinkt den Saft rein oder mit Thee, Fleischbrühe, entweder nüchtern oder nach Mineralwässern oder einer Tasse Kasse für Empfindliche. Man geht dann eine Stunde spazieren, vermeidet Gesalzenes, Geräuchertes, Saures und schwere Milch- und Mehlspeisen. Milchkuren gebraucht man, wo schwerverdauliche Genüsse und starkreizende Mittel schädlich sind, und man starken, ernähren und die Säfte milder stimmen will. Nachdem man den unreinen Magen erst durch Brech- oder Abführmittel gereinigt hat, läßt man früh nüchtern und auch zu andern Tageszeiten gewisse Quantitäten warmer Milch trinken und den Trinkenden sich Bewegung machen. Viele Personen müssen die Milch verdünnt mit Mineralwasser trinken, etwas dazu essen oder ein bittres, magenstärkendes Mittel nebenbei brauchen. Man hat alles Obst und obige Genüsse, so wie Bier und Wein, zu vermeiden, nur Kalb- und Hühnerfleisch oder die sogenannte weiße Diät, Semmel, Gräupchen, Gries, Reis u. s. w. zu erlauben. Gewöhnlich braucht man Kuh- oder Ziegenmilch; sehr nützlich ist aber bei Abzehrungen Eselsmilch. Molkenkuren sind bei Stockungen, Unterleibsleiden, fauligen Säften und bei Schwache wegen der leichtern Verdaulichkeit besonders zu empfehlen. Man macht süße, saure, Weinstein-, Tamarinden- und Weinmolken, indem man ein Stück Kälbermagen oder diese Ingredienzien in die kochende Milch thut, die Flüssigkeit durchseiht und mit Eiweiß klärt. Man mischt Mineralwasser zu oder Abführsalze, wenn es nöthig ist. Die Diät ist wie bei Milchkuren. Obstkuren sind Sommer- oder Herbstkuren, nach der Gattung des Obstes, die dazu benutzt wird. Man braucht sie, um die Säfte zu erfrischen, umzuändern, und um eine zu große Reizbarkeit abzustumpfen, in schleimigen Lungensuchten, Brustverschleimung, Drüsenleiden, Ausschlägen, Blutbeschwerden, nervösen Uebeln und bei Hypochondrie und Hysterie. Man ißt eine gewisse Quantität Obst früh nüchtern oder nach dem Frühstück oder auch Mittags und Abends bloß mit Brod oder nach der andern Speise. Erdbeeren, Kirschen, Weintrauben sind die passendern Obstarten, aber Apfelsinen, Aepfel, Johannis- und Himbeeren ebenfalls üblich. Man macht sich Bewegung, vermeidet Bier, trinkt kein Wasser unmittelbar darauf und nimmt ein magenstärkendes Mittel nebenbei; doch lernt man Obst bald vertragen, ohne dieser Mittel zu bedürfen. Wasserkuren. Für Menschen, die viel sitzen, bloß mit erhitzenden Genüssen ihren Durst stillen, ist eine Kur mit einfachem Quellwasser höchst ersprießlich und man laßt dann früh nüchtern, den Tag über, vor Schlafengehen hinlängliche Quantitäten davon so kalt als möglich trinken. Gewiß verdanken die Mineralwasser einen großen Theil ihrer Wirksamkeit mehr der Wassermenge als den andern Bestandtheilen, wenigstens ist dieß bei obenerwähnten Personen einleuchtend. Zu den Wasserkuren gehört vorzüglich der Gebrauch der Mineralwässer. (S. Mineralwasser.)
D.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.