Geiser

Geiser

Geiser. Der heiße Sprudelquell, der diesen Namen führt, befindet sich auf Island, jener Insel des hohen Nordens, die sich vor grauen Jahren einer segensvollen Kultur erfreute und nun erstarrt ist in der immer engern Umarmung des Meeres und seiner treibenden Eisblöcke. Die alten dänischen Lieder und die noch altern scandinavischen Gesänge erzählen viel Wunderbares von den Schönheiten des an Helden und Sagen reichen Eilands, und obgleich das in ihm tobende Feuermeer des gewaltigen Hecla durch grauenvolle Eruptionen oft zerstörend über seine Oberfläche ras't, so sind doch auch wiederum die unterirdischen Flammen Schöpfer der erhabensten Naturmerkwürdigkeiten, mit denen sie das öde Land schmücken. Nahe an dem donnernden Vulkane, von schwarzen Felsenmassen umschlossen, die es von der traurigen Ebene scheiden, liegt Schalholt, das Thal Haukakal, eine Oase in der schneebedeckten Wüste, ein wahrer Garten Gottes, den die Allmacht inmitten der äußersten Vernichtung durch Gluth und Eis entstehen ließ. Hier blüht und reist die Orange, der amerikanische vielgestaltige Cactus und die saftige Aloe wurzeln an den gähnenden Spalten des angrenzenden Feuerbergs und zahllose Blüthen des Südens erschließen hier, in der Nachbarschaft der kältesten Zone, ihre sonst nur der heißesten Sonne zugewandten Kelche. Ueber die üppige Vegetation aber erheben sich im Umkreise einer guten Stunde 40–50 heiße Springbrunnen, die wie spielende Kobolde um die Feerei der Natur zu vollenden, bald erscheinen, bald verschwinden. Manche von ihnen entsenden das hellste Wasser, andre ein trübes, thonartiges; hier quillt es ockergelb und roth, denn es floß ja im Innern des Bodens über eisenhaltige Schichten, dort erscheint es milchweiß, und dazu zittert die Erde und die Sonne färbt die tausendfältig sprühenden Strahlenregen und Wassergarben zu den glänzenden Bogen der Iris. Die Quellen sämmtlich entströmen jedoch wahrscheinlich einem großen Becken, das 19 Fuß im Durchmesser mißt und in regelmäßigen Intervallen, nach vorhergegangenem unterirdischen Gebrause, eine Säule kochendheißen Wassers zur Höhe von 90 Fuß emporschleudert – das aber ist der Geiser. Unsern steigt bis 132 Fuß ein zweiter, doch schwächerer Strahl, der neue Geiser oder Strock, welcher sich indeß nicht mit derselben Regelmäßigkeit zeigt. Als das Heidenthum auf Island noch seine Priester hatte, bewohnten solche das Thal Haukakal und benutzten seine Zauber zu vielem Truge, und bis auf den heutigen Tag gibt die krystallklare Fläche des Geiser-Bassins den Abergläubischen seine Orakel; denn schauen zwei Liebende, die ihrer ehelichen Vereinigung ungewiß sind, hinein, und es färben sich regenbogenfarbige Kreise um ihre vom Wasser zurückgespiegelten Häupter, so können sie sicher hoffen in Hymens Freudentempel einzugehen.

F.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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  • Geiser — ist der Familienname folgender Personen: Bruno Geiser (Pseudonym Kurt Falk; 1846–1898), deutscher Journalist und Politiker (SPD) Carl Friedrich Geiser (1843–1934), Schweizer Mathematiker Samuel Henri Geiser (1884–1973), Schweizer Täuferforscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Geiser — (isländ. Geysir, »Sprudel«; hierzu Tafel »Geiser«), periodische heiße Springquellen, von den beiden Geisern in Island auf ähnliche Quellen in andern vulkanischen Gegenden übertragen. Fig. 1. Großer Geiser auf Island. (Nach Paijkull.) Der Große G …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Geiser — Sm, Geisir Sm Geysir. Geysir (Geiser) Sm heiße Quelle per. Wortschatz fach. (19. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus nisl. geysir (Name einer solchen Quelle, dann verallgemeinert), dieses zu nisl. geysa hervorsprudeln . Dieses zu anord. gjósa sprudeln …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Geiser — Geiser, heiße Springquellen, die dadurch zustande kommen, daß das in der Tiefe über den Siedepunkt erhitzte Wasser durch Spannung der Wasserdämpfe auf Spalten und Kanälen gewaltsam periodisch oder immerwährend als mächtige Wassersäule… …   Lexikon der gesamten Technik

  • gêiser — s. m. Jato intermitente de água quente que irrompe do solo.   ‣ Etimologia: inglês geyser, do islandês Geysir   ♦ Grafia em Portugal: géiser …   Dicionário da Língua Portuguesa

  • géiser — |zèr| s. m. Jato intermitente de água quente que irrompe do solo.   ‣ Etimologia: inglês geyser, do islandês Geysir   ♦ Grafia no Brasil: gêiser …   Dicionário da Língua Portuguesa

  • Geiser — (vom Isländ. geysa wüthen, ungestüm hervorbrechen), die in Island vorkommenden kochenden Springquellen, die in regelmäßigen Zwischenräumen ihr Wasser, in Dampfwolken eingehüllt, mit Getöse in die Höhe schleudern. Sie haben alle ihren Sitz in der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Geiser — Sinterterrasse des Mammutgeisers im Yellowstone Park. (Nach der Natur.) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Geiser — Geiser, s. Geysir …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Geiser — Geiser, die heißen Quellen auf Island, die als natürliche Springbrunnen dampfendes Wasser in die Höhe stoßen; am bekanntesten sind der große G. und neue G, welche nach ungleichen Pausen Wasserstrahlen von 7–10 Durchmesser und 15–100 Höhe… …   Herders Conversations-Lexikon

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