- Korinth
Korinth, eine der blühendsten und mächtigsten Städte des Alterthums, mit wenigstens 300,090 Ew., der Geburtsort der liebreizenden Lais, der berüchtigten Phryne, lag auf der Landenge, welche den Peloponnes mit dem Festlande von Griechenland verbindet und war in seiner Blüthenzeit der Sammelplatz alles Großen, Schönen, und selbst seine Tempel wurden dem Vergnügen geweiht. Wer die Kunst, das heitere Wissen, den reichsten Lebensgenuß liebte, wandte sich dorthin, und fand die volleste Befriedigung. Gelehrte, Philosophen, reiche Privatleute, Bildhauer, Maler, Baumeister, Fürsten, schöne Frauen, und ihnen huldigende Sänger strömten nach Korinth; selbst der ernste Diogenes verschmähete es nicht, und dort war es, wo der große Alexander mit ihm zusammentraf. Die Privatwohnungen fand man mit asiatischem Luxus, die Tempel mit ernster würdiger Pracht geschmückt, und diese Pracht und diese Würde dankte ihr Entstehen dem Handel, der Asien mit Europa, Griechenland mit Illyrien, Italien und Afrika verband, und dessen Stapelort Korinth war. Allein wie hoch der Reichthum und die Macht desselben auch stieg, es vermochte dennoch den römischen Waffen nicht zu widerstehen. Mummius zerstörte es gänzlich, ermordete die Männer und führte Weiber und Kinder in Sklaverei. Julius Cäsar baute es zwar wieder auf, auch spätere Kaiser thaten Manches für die schöne Stadt, welche mit Prachtbauten, mit Tempeln und Wasserleitungen geziert ward, allein sie verfiel dennoch bald wieder, und ist jetzt nichts weiter als ein offenes Dorf, unter und zwischen Ruinen alter Größe gebaut, ja zum Theil von den Trümmern derselben entstanden, indem moderne Barbarei das Erhabene, Große, das die alte Zeit uns übrig ließ, nicht schonte und die herrlichsten Tempel abtrug, um elende Hütten daraus zu bauen, Statuen und Reliefs von ewiger Schönheit zerschlug, um Kalk daraus zu brennen, und Mörtel aus dem Marmor zu bereiten, der durch Skophas und Praxiteles Meißel Leben erhalten hatte.
V.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.