- Chinabaum
Chinabaum, Fieberrindenbaum (cinchona officinalis) in die Familie der Rubiaceen gehörend. Dieser, durch seine Rinde so nützliche und allgemein bekannte Baum wächst in Südamerika, vorzüglich in Peru, auf den Bergen bei der Stadt Loja oder Loxa. Wenn man ihm Zeit zum Wachsthum läßt, wird er hoch und stark; seitdem die Rinde aber zum kostbaren Handelsartikel geworden, und deßhalb immer abgeschält wird, erreicht er selten mehr seine völlige Größe. Seine Blätter sind länglich, herzförmig, die Blüten traubenartig. Die erste Veranlassung zur Kenntniß der wohlthätigen Kräfte des Chinabaumes wird auf verschiedene Weise erzählt. Ein mit Fieber behafteter Amerikaner, sagt man, habe seinen Durst zu stillen, aus einem Teiche getrunken, in welchen mehrere dieser Bäume gefallen, und sei nach diesem bitterschmeckenden Tranke gesund geworden, worauf er andern Kranken das Mittel mit Erfolg gerathen. Dieß veranlaßte eine Untersuchung des Baumes. Die Spanier brachten zuerst Rinde davon aus Mexiko und Peru zurück; und so ward das Heilmittel bald in ganz Europa bekannt. Als die Gemahlin des V cekönigs von Peru, Gräfin Chinchon, in ein hitziges Wechselfieber verfiel, und auf den Rath des Stadtrichters von Loxa, mit dem besten Erfolg Gebrauch von der sogenannten Fieberrinde machte, vertheilte sie selbige nachher selbst mit den größten Empfehlungen, worauf sie den Namen Gräfinpulver erhielt und forttrug, bis sie die Austheilung den Jesuiten übergab. Nun hieß es Jesuit enp ulv er; und als diese eine große Quantität davon nach Europa an den Cardinal Lugo sandten, nannte man es Cardinalspulver. Die jetzt gewöhnliche Benennung Chinarinde scheint von dem Namen der Gräfin Chinchon abzustammen. Die Abschälung der Rinde geschieht vom September bis zum November, weil es nur in dieser Jahreszeit auf den Bergen jener Gegenden nicht regnet, und die Rinde sorgfältig vor Nässe bewahrt werden muß. Junge Bäume schlagen nach dem Abschälen wieder aus, die alten sterben meistens ab. Man unterscheidet drei Sorten Chinarinde: weiße, gelbe und rothe, von 8 bis 9 verschiedenen Gattungen des Geschlechtes Chinchona. Die Königs-Chinarinde wird für die vorzüglichste gehalten. Die Engländer bringen die meiste Chinarinde nach Europa, und behalten natürlich die beste für sich. Sie kommt, in Thierhäute eingenäht, als Ballen'von 100–120 Pfund nach Europa. Die zusammenziehende und stärkende Kraft dieses unschätzbaren Arzneimittels ist allgemein bekannt.
L. M.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.