Eiche

Eiche

Eiche (quercus), wegen ihrer Schönheit, ihres majestätischen Wuchses und des hohen Alters, das sie erreicht, der Fürst der Wälder unsers Vaterlandes, und bereits von den alten Germanen heilig gehalten. Man zählt 100–105 verschiedene Arten, welche im System nach der Gestalt ihrer Blätter und Eicheln eingetheilt werden. Die uns bekannteste, die gemeine Eiche, auch Wintereiche, Steineiche genannt, wächst fast in ganz Europa wild, und zeichnet sich durch eine braune, gefurchte, an den jungen Zweigen aber etwas weißliche und glatte Rinde, so wie durch ein weicheres, röthliches Holz und etwas niedrigern Wuchs vor der Sommereiche aus. Erstere erhält ihr Laub etwas später, die Blüthe erscheint erst Ende Mai, die Früchte oder Eicheln wachsen traubenweise an kurzen Stielen, 4–12 Stück bei einander Und reisen im November, während die Sommereiche einige Wochen früher mit ihren Blättern und Blüthen prangt, weit größere Früchte an langen Stielen tragt, und sie im September oder October zur Reise bringt. Bemerkenswerth sind ferner noch die süße Eiche, in Italien und Spanien zu Hause, deren Früchte wie Kastanien gegessen werden. Die Kermes-Eiche in Südeuropa und dem Orient einheimisch. Sie wird nur etliche Fuß hoch und ist wegen der darauf befindlichen Insekten berühmt. Die immergrünende Eiche behält ihre Blätter auch im Winter, wächst in den wärmern Ländern Europa's, wird aber auch bei uns in Lustwäldern angepflanzt. Dagegen gedeiht eine der merkwürdigsten Gattungen, die Kork-Eiche, nur im südlichen Europa. So stark wie eine gemeine Eiche, behält sie Sommer und Winter ihre grünen Blätter, trägt eßbare Früchte, und hat eine schwammige, aufgerissene Rinde, bekannt unter dem Namen Kork- oder Pantoffelholz. Sie erreicht ein Alter von 150 Jahren. Den größten Nutzen von allen Eichbäumen gewährt unstreitig die gemeine Eiche. Nach 200 Jahren erreicht sie erst ihre vollkommene Größe (man will behaupten, sie könne es bis zur Höhe von 130 Fuß, und bis zum Umfang von 30 Fuß bringen) und wird über 500 Jahr alt. Wegen ihrer starken Ausdünstung soll sie dem Einschlagen des Blitzes mehr als andre große Baume ausgesetzt sein. Die Fortpflanzung geschieht meistens durch den Samen, indem die Eicheln gesteckt werden; doch zieht man in England auch sehr schöne Eichen aus Wurzelschößlingen. Zum Brennen eignet sich das Eichenholz nicht so gut wie andre harten Arten; desto vorzüglicher ist es aber zum Bauen und zur Tischlerarbeit. Die scharfen, zusammenziehenden Theile, deren der ganze Baum sehr viele enthält, machen ihn zum Gerben brauchbar. Hierzu nimmt man gewöhnlich nur die Rinde; doch weit besser noch sind die jungen Zweige und Blätter. Die unter dem Namen Eichel bekannte Frucht gibt eine herrliche Schweinemast. Geröstete Eicheln werden häufig als Kasse zubereitet, ihnen auch überdieß medicinische Wirkungen zugeschrieben. Eichapfel , bekannter unter dem Namen Gallapfel, heißt der runde Auswuchs an den Blättern der Eiche. Das schöne Laub dieses vaterländischen Baums bezeichnet in der Blumensprache Vaterlandsliebe, deutschen Sinn und deutsche Kraft.

L. M.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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