- Esslair, Ferdinand
Esslair, Ferdinand, Hofschauspieler zu München, und einer der ersten dramatischen Künstler der jetzigen Zeit, wurde den 2. Februar 1772 geboren; doch ist man über seine Herkunft und seinen Geburtsort ungewiß Familienverhältnisse traten seiner Neigung für's Theater feindlich entgegen, und erst im 23. Jahre konnte er sich der Bühne widmen. Er begann diese Laufbahn zuerst unter dem Director Fürchtegott Hoffmann, der in Insbruck ein stehendes Theater errichtet hatte. Nach einem halben Jahr ging er von dort nach Passau. Der dortige Director Schopf erkannte das Talent des jungen Mannes, nahm sich seiner thätig an, und bald übertraf der Schüler den Lehrer. Im Jahr 1798 hatte sich Eßlair mit seiner ersten Frau verheirathet. Sie war keine Schauspielerin, und der Erwerb daher nur einseitig. Jugendliche Unerfahrenheit hatte ihn zu der Hoffnung verleitet, daß die Leistungen seiner Kunst ausreichend zum Bestreiten seiner Haushaltung sein würden, allein er hatte sich getäuscht. So glänzend er auch von der Natur durch geistige und körperliche Anlagen ausgestattet worden war, und so sehr seine ausdrucksvolle Physionomie, seine hohe Heldengestalt und seine klangvolle, jedem Gefühl und jeder Leidenschaft entsprechende Stimme, sein der Natur und Wahrheit abgelauschtes Spiel unterstützte und ihn zum Liebling des Publikums eignete: so gelang es ihm doch nicht, selbst als er bei der Organisation des deutschen Schauspiels in Prag durch seinen Beitritt eine Verbesserung seiner Lage suchte, auch nur die dringendsten Bedürfnisse des Lebens für sich und die Seinigen zu decken. Ringend mit der tiefsten Noth, und dadurch seinen unausgesetzten geistigen Anstrengungen fast erliegend, verließ er endlich Prag, und reiste auf den Rath seines Freundes, des Declamators Solbrig, auf das Geradewohl umher, sich eine ergiebigere Anstellung zu suchen. Er fand diese erst nach manchem Wechsel des Lebens, wohin der Tod seiner ersten Gattin gehört, welche ihm vier Kinder hinterließ. In seiner zweiten Ehe mit einer talentvollen Schauspielerin, die durch ihre Leistungen so viel erwarb, daß sie seiner gesunkenen Haushaltung wieder aufhelfen konnte, und in den vortheilhaften Bedingungen, welche ihm der kunstliebende König von Würtemberg im Jahr 1814 in Stuttgart gewährte, wurde Eßlair jener trüben, niederdrückenden Stimmung entzogen, welche mit bleiernem Gewicht den freien Aufschwung des Genius hemmte. Jetzt entwickelte sich die Fülle seiner Kunst mit Riesenschritten, und er erlangte bald den Ruf, einer der ersten, wo nicht gar der erste tragische Schauspieler Deutschlands zu sein. Doch nicht in Heldenrollen allein verstand er zu glänzen Die Vielseitigkeit seines Talents, und seine lebhafte Phantasie, die sich in jede Situation zu versetzen wußte, um sie mit dem vollen Zauber der Wahrheit darzustellen, leistete auch im bürgerlichen Schauspiel, oft in Rollen, bei welchen sein hoher, stolzer Wuchs sich der lästigsten Entstellung unterziehen mußte, Alles, was nur eine gerechte Forderung an die Kunst zu begehren vermag. Eine noch weit vortheilhaftere Anstellung, die ihm und seiner Gattin lebenslang ein sorgenfreies und anständiges Auskommen sicherte, zog ihn späterhin nach München, wo er noch jetzt die Bühne durch seine seltene Darstellungsgabe schmückt.
A.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.