Falieri, Marino

Falieri, Marino

Falieri, Marino. Von dem alten Palaste der Dogen in Venedig führt eine prachtvolle Treppe, die scala dei giganti, hinab auf einen kleinen, an die sogenannte Piazetta grenzenden Hof, und auf dieser Riesentreppe war es, wo am 17. April 1355 das Haupt des 61 jährigen Doge Marino Falieri unter dem Beile fiel. In Venedig standen damals die Nobili dem Volk gegenüber, wie einst im alten Rom die Patricier den Plebejern. Die Unterdrückten murrten heftig und arbeiteten im Stillen an einem Racheplan. Eine bedeutende Verschwörung bereitete sich vor, daß aber Falieri, der Doge, selbst Theilnehmer daran wurde, war die Schuld seines schönen, jungen Weibes. Sie fühlte sich an seiner Seite unglücklich und blieb bei den Huldigungen eines jungen Nobile, Michelo Steno, nicht gleichgiltig. Auf einem Maskenballe entflammte die Kühnheit des Letztern den Zorn und die Eifersucht des Dogen so sehr, daß eine heftige Scene erfolgte. Steno gereizt, beleidigte und beschimpfte den Greis, welcher von den Gesetzen Genugthuung verlangte. Aber diese verurtheilten den Nobile nur zu einer kurzen Gefängnißstrafe, während der Doge den Tod seines Nebenbuhlers verlangte. Da ihm hierin nicht gewillfahrt ward, so beschloß er im wilden Zorne sich der Volkspartei zu ergeben. Beim Klang der Sturmglocke sollten am Abend des 15. April 1355 alle Nobili ermordet werden. Aber Tags zuvor wurde die Verschwörung verrathen, mehrern das Geständniß mittelst der Tortur abgepreßt und Marino auf derselben Stelle, wo er ein Jahr zuvor der Republik Treue geschworen, enthauptet. Diese tragische Begebenheit, so reich an Kämpfen der Leidenschaft, diente bereits mehrfach zum Süjet von Trauerspielen und Erzählungen. Der klagende Gesang der sehnsüchtigen Dogaressa:

Ah, senza amare, andare sul mare

Col sposo del mare, non può consolare!

aus einer der interessantesten, ist gewiß der Mehrzahl unserer Leserinnen noch erinnerlich.

F.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Faliēri — Faliēri, Marino, Doge von Venedig, geb. um 1280, aus altem Geschlecht, war 1346 Befehlshaber der Truppen der Republik bei der Belagerung von Zara, wo er einen glänzenden Sieg über die Ungarn erfocht, wiederholt Gesandter bei verschiedenen Höfen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Falieri — Faliēri, Marino, Doge von Venedig (seit 1354), geb. 1278, zettelte aus Rache für eine Beleidigung seiner Gemahlin eine Verschwörung gegen den Senat an, wurde vor der Ausführung verhaftet und 17. April 1355 hingerichtet. In einer Novelle (»Doge… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Falieri — Falieri, venet. Familie, welche der Republik 3 Dogen gab; der berühmteste derselben ist Marino, geb. 1278, der Sieger über die Ungarn bei Zara 1346, wurde 1354 Doge; der leidenschaftliche Greis war gegen die Aristokratie, welche ihn hemmte u.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Faliēri — Faliēri, alte Familie Venedigs, früher Anastasio genannt, gehörte zu den drei Familien, welche den ersten Dogen wählten, u. gaben dem Staate deren drei: 1) Vitalis, Doge von Venedig von 1082–96. 2) Ordelaffo, von 1102–17, glieb in der Schlacht… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Marino Faliero — Pour les articles homonymes, voir Faliero. Francesco Hayez, La dernière heure du Doge Marino Faliero, Milan, Academia di Belle Arti di Brera Marino Faliero …   Wikipédia en Français

  • Marino Faliero — For the opera, see Marino Faliero (opera). Coat of arms of Marino Faliero …   Wikipedia

  • Falieri — It. /fah lye rddee/, n. Maríno It. /mah rddee naw/, 1278? 1355, Venetian army commander: doge of Venice 1354 55. Also, Faliero It. /fah lye rddaw/. * * * …   Universalium

  • Falieri — /fəˈlɪəri/ (say fuh learree) noun Marino /maˈrinoʊ/ (say mah reenoh), c. 1278–1355, doge of Venice in 1354 …  

  • Falieri — It. /fah lye rddee/, n. Maríno It. /mah rddee naw/, 1278? 1355, Venetian army commander: doge of Venice 1354 55. Also, Faliero It. /fah lye rddaw/ …   Useful english dictionary

  • Фалиери Марино — (Falieri) венецианский дож, известный своею трагическою судьбою. Род. Ф. в 1278 г., в одном из видных семейств городской аристократии; в 1346 г. командовал венецианскими войсками при осаде отложившейся далматинской Зары, одержал блестящую победу… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”