- Eifersucht
Eifersucht ist die Gefühlsaufwallung, welche aus dem Verdrusse entsteht, den man über die Vorzüge Anderer empfindet; sie ist weder Neid, noch Mißgunst oder Argwohn, welche beide aus einer ungleich trübern Quelle fließen, sie geht vielmehr aus dem Bewußtsein des eignen und aus der Ueberzeugung der Ueberschätzung eines fremden Werthes hervor. Wie so vieles Gute und Edle, so kann auch diese Empfindung, an sich natürlich und erlaubt, zur Leidenschaft werden, welche die kalte, herzlose Vernunft nicht nur verdammen, sondern sogar andern, bei Weitem unedleren Leidenschaften an die Seite stellen muß. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß der Affekt der Eifersucht über jeden glücklichen Besitz eines Gutes irgend einer Art erregbar ist, daß die höhere oder niedere Stufe desselben von der Empfindlichkeit der individuellen Naturen überhaupt abhängt und er daher den Völkern des Südens namentlich eigen ist; wohl aber sollte man die Eifersucht in der Liebe, wie sie sich so oft im Leben bedeutend und unheilbringend hervorhebt, im Allgemeinen milder beurtheilen. Doch wie die Lichtgestalt der Liebe als der höchste Stern des Daseins, als das Lächeln des Himmels in den trüben Nebeltag des Erdenlebens nicht in jedem Herzen Wurzel schlug, so auch verleiht nur der Schmerz eigener bitterer Erfahrung über die Sehnsucht und den Gram verschmähter Liebe, wie sie den süßen Kelch jedes Lebensgenusses vergiften, ein begründetes Urtheil. Die Eifersucht wird durch die Liebe bedingt, und jene sollte so lange dem Spott und der Verdammniß entzogen bleiben, als die Treue und der hohe Glaube an die heilige Flamme des Herzens, als an die edelste, deren das Gemüth des sterblichen Erdensohnes fähig ist, in der Menschheit fortleben. Mag auch die Leidenschaft als solche zu verurtheilen sein, nie aber gehe man darin so weit, zu verkennen, aus welchen lauteren Quellen dieselbe hervorfließe: ist doch ein Stäubchen genug, um den reinen Glanz des ewigen Sonnenballes zu trüben, und das Ideal, das in der Seele des Unbefleckten von dem Madonnenbilde lebt, das er so gern und willig als das Palladium seines Daseins wahrt und anbetet, ist leichter noch zu verdunkeln, als die Sonne, die ja der Liebende nur für den matten Abglanz des innern Sternes erkennt, dessen Schimmer sein Leben nicht nur, sondern seine Erinnerung und sein Hoffen auch vergoldet.
T.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.