- Haller, Albrecht von
Haller, Albrecht von, Albrecht von. Der Mann, welcher in die verborgensten Tiefen der Natur drang, welcher als Literator und Dichter weit über die Grenzen seiner Zeit hinauseilte, welcher als Philosoph, Physiolog, Anatom, Botaniker und Arzt seinen Zeitgenossen Staunen und Bewunderung abforderte, welcher Mitglied von 20 gelehrten Gesellschaften war, der mit seinem Titanengeiste fast alle Branchen des menschlichen Wissens umfaßte, dieß war Haller, genannt »der Große.« – Geboren zu Bern den 16. October 1708, als Kind von der engl Krankheit befallen, schwächlich und trübsinnig, aber lernbegierig, hatte er bereits im 14. Jahre einen Schatz des mannichfachsten Wissens gesammelt. In dieser Zeit starb sein Vater, er ging nach Biel, studirte dort bei einem Arzte Medicin und dichtete, vollendete in Tübingen seine akad. Laufbahn, wurde 19 Jahr alt zum Dr. d. Medicin ernannt, unternahm Reisen nach London, Oxford, Paris und Basel, immer forschend, immer weiterschreitend in dem Gebiete der Wissenschaften, bis der Körper den Anstrengungen des Geistes unterlag. Da durchzog er die Schweiz als Botaniker und Dichter und erstarkt zurückkehrend waren sein vortreffliches Werk über die Flora dieses Landes und sein Gesang »die Alpen« die Resultate dieses Ausflugs. Diese Vielseitigkeit des großen Mannes wurde jedoch von seinen Zeitgenossen nicht immer anerkannt; denn als er in seiner Vaterstadt um eine Anstellung als Arzt nachsuchte, schlug man es ab, weil er ein Dichter sei, und als er um eine Professur der Beredtsamkeit anhielt, verweigerte man ihm diese, weil er ein Arzt sei. 1729 verheirathete er sich in Bern mit Mariane Wyß, die er aber nur 6 Jahre besaß. Nach diesem Verluste folgte Haller einem Rufe nach Göttingen, wo er während eines 17jährigen Aufenthaltes 86 theils anatomische, botanische und medicinische Schriften herausgab. Zum zweiten Mal verheirathet mit Elisabeth Bucher ward er nach einem Jahre bereits wieder Witwer. Doch aller häusliche Kummer vermochte Haller's rastlose Thätigkeit nicht zu hemmen, obschon ein gewisser Trübsinn sich seiner bemächtigte. Er wählte sich seine dritte Lebensgefährtin in Weimar und kehrte 1753 in seine Vaterstadt zurück, wo er zum Landamman erwählt wurde und wo er sein Leben in einem Alter von 70 Jahren beschloß. Haller hat sich einen europäischen Ruf erworben und wurde er auch vielfach angefochten, so war doch die Verehrung, welche ihm seine Zeitgenossen zollten, so groß, daß es selbst Kaiser Joseph II. nicht verschmähte, ihn auf einer Reise zu besuchen.
J.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.