- Howard, Katharina
Howard, Katharina, die fünfte der Frauen, die an Heinrich's VIII. Hand Englands Thron bestieg, war die Tochter von Edmund Howard und Jocosa Colepeper. Frühzeitig ihrer Eltern beraubt, empfing sie von ihrer Stiefgroßmutter, der Herzogin von Norfolk, eine Erziehung, die nicht die sorgfältigste gewesen sein mag, da Katharina sehr jung schon ein ziemlich leichtfertiges Liebesverständniß mit Durham, einem jungen Edelmanne, der in der Großmutter Diensten stand, anknüpfte. Leichtsinnig, aber voll Liebreiz, klein, aber regelmäßig von Gestalt, der königlichen Grazie entbehrend, aber mit kindlicher Naivetät ausgestattet, so war Katharina, welche die blutige Erbschaft der Anna Boleyn antreten sollte. Heinrich sah sie bei einem vom Bischofe von Winchester gegebenen Gastmahle, und ward durch ihre scheinbare Sittsamkeit, noch mehr aber wohl durch ihre Reize so bezaubert, daß er sie nach seiner am 8. August 1540 erfolgten Scheidung von der Prinzessin von Cleve zur Gemahlin erhob. Ein Jahr lang lebte er unaussprechlich glücklich mit Katharina, da diese seinen wilden Sinn durch ihre heitere Laune milderte. Er überhäufte sie mit den größten Beweisen seiner Zuneigung, ließ in seiner Hauskapelle dem Himmel für das neue Eheglück danken, und befahl dem Bischof von Lincoln, in allen Kirchen öffentliche Dankgebete anzuordnen, obgleich die religiösen Streitigkeiten dieß verhinderten. Die Protestanten fürchteten den Oheim der Königin, den eifrig katholischen Herzog von Norfolk, der ihr zwar persönlich verhaßt war, dessen ungeachtet aber seine Gegner zu den ihrigen machte. Der düstre Erzbischof von Canterbury, Cranmer, des Königs Orakel, hatte durch eine Dienerin Katharina's ihr ehemaliges Liebesverhältniß erfahren und benutzte diese Entdeckung zu ihrem Verderben. Der König, der dießmal seine Gemahlin wirklich liebte, war tief erschüttert bei der furchtbaren Mittheilung des Erzbischofs. Er, der Katharina von Aragonien hartherzig verstieß, Anna Boleyn ohne Rührung dem Henker übergab und die vergötterte Johanna Grey ruhig sterben sah, vergoß jetzt Thränen, und Katharina wäre vielleicht von seiner Liebe begnadigt worden, wenn ihre Feinde nicht mit neuen Anschuldigungen, die sie des Ehebruchs anklagten, hervorgetreten wären. Durham, ihr gewesener Liebhaber, und Colepeper, ein Verwandter, der ihr einst zum Gatten bestimmt gewesen war und ihr gegenwärtiger Liebling sein sollte, wurden hingerichtet und ihre übrigen Verwandten gefänglich eingezogen Die Betrübniß des Königs verzögerte das Urtheil der von Verhören zu Verhören geschleppten, tief erniedrigten Gemahlin; auch konnten alle Gerichte ihr nur das Geständniß ihrer frühern, innig bereuten Schuld ab, zwingen. Beharrlich erklärte sie, nie an ihrem Herrn und König durch Untreue in der Ehe gesündigt zu haben, und erbat die ein zige Gnade, daß man um ihretwillen nicht ihre unschuldigen Verwandten strafen solle. Nachdem sie Gott und die Engel des Himmels nochmals zu Zeugen der Wahrheit ihrer Aussage angerufen und alle ihre Kleider unter ihre Dienerinnen vertheilt hatte, ward Katharina Howard am 13. Febr. 1542 enthauptet und mit ihr Lady Rochford, ihre Vertraute.
F.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.