Kalliwoda, Johann Wenceslaw

Kalliwoda, Johann Wenceslaw

Kalliwoda, Johann Wenceslaw, einer der geachtetsten deutschen Componisten, wurde im liederreichen Böhmen, welches das Vaterland eines Benda, Wranitzky, Pleyel, Pixis, Gyrowetz u. A. m. ist, zu Prag 1799geboren und erhielt im dortigen Conservatorium seine Ausbildung. Sein Hauptinstrument war damals die Violine, doch leistete er auch auf dem Clavier Vorzügliches. Schon im 14. Jahre trat er mit Glück als Componist auf und wurde nach Beendigung seiner Studien, erst 20 Jahre alt, von dem kunstliebenden Fürsten Egon von Fürstenberg für die Hofkapelle zu Donaueschingen als Kapellmeister gewonnen. Vor seiner Abreise noch vermählte er sich im 21. Jahre mit der liebenswürdigen Tochter der beliebten Prager Schauspielerin Brunetti, mit welcher er, geehrt von seiner Umgebung, ausgezeichnet von seinem Fürsten, in den glücklichsten Verhältnissen lebt. Er hat trotz scheinbarer Ruhe, trotz der Entfernung von einer glänzenden Hauptstadt, die dem Künstler in der Regel mannichfache Anregung gewahrt, viel geschaffen. Wir haben Ouvertüren, Symphonien, Concertstücke etc. aus seiner Feder. Sie sind brillant, originell, entfernen sich aber nie von den Grenzen der Wahrheit und Gediegenheit. Kalliwoda's Vorbild ist Mozart. In unseren Concerten behaupten seine Symphonien nächst denen von Mozart, Beethoven und einigen andern altern Meistern den ersten Rang. Unter den neuern hat er darin keinen bedeutenden Rivalen. Er hat sich in einer Oper versucht, die 1832 in Prag aufgeführt und mit Enthusiasmus aufgenommen wurde. Nur die verfehlte Dichtung verhinderte ihre weitere Verbreitung.Kalliwoda ist trefflicher Clavierspieler und Virtuos auf der Violine. Sein Spiel ist graziös, lieblich, einschmeichelnd, gesangartig, weniger forcirt-bravourmäßig, als gediegen; es spricht zum Herzen durch seine Lieblichkeit, es setzt nicht in Verwunderung durch Frappantes – es ist gemüthlich, wie Kalliwoda selbst als Componist und Mensch den Stempel der reinsten Gemüthlichkeit tragt. Im December 1835 hatten die Musikfreunde Leipzigs abermals Gelegenheit, ihr günstiges Urtheil über diesen eben so genialen als bescheidenen Künstler bestätigt zu sehen.

B.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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