- Karoline Marie, Königin von Neapel
Karoline Marie, Königin von Neapel, die zweite Tochter der Kaiserin Marie Theresia, am 13. August 1762 geb., wurde 1778 an den König Ferdinand IV. von Neapel und Sicilien vermählt. Auf ihre Veranlassung mußte in den Ehecontrakt die Klausel aufgenommen werden, daß die Königin nach der Geburt eines Prinzen Sitz und Stimme im Staatsrathe erhalten sollte. Dieser Zug verräth ihren Charakter auf das Bestimmteste: sie war stolz, herrschsüchtig und mißtrauisch. Der schwache König lebte gänzlich unter dem Einflusse seiner Gemahlin, in deren Namen der berüchtigte Acton das Land aussog. Unter diesen Verhältnissen konnte ihr nichts verhaßter sein, als die Ansichten, welche der Ausbruch der französischen Revolution durch Europa verbreitete. Die eingesetzte Staatsinquisition und andere Gewaltmaßregeln sachten den nahenden Sturm nur noch mehr an, anstatt ihn zu beruhigen, und als Karolinen's Schwester, die Königin Marie Antoinette, unter dem Beile der Guillotine gefallen war, stieg ihr Haß gegen Frankreich immer mehr. Daher schloß sich Neapel dem Interesse Englands, mithin der Pillnitzer Coalition an, und schon war eine Armee auf dem Wege, sich den östreichischen Fahnen anzuschließen, als Napoleon's Erscheinen in Italien sie zwang, sich neutral zu verhalten. Um desto fürchterlicher wurde der Geist der Revolution im Innern des Landes verfolgt und die schon erwähnte politische Inquisition wiederholte vollkommen die Schreckensscenen, deren Schauplatz wenige Jahre vorher Frankreich gewesen war. 1798 begann Karoline die Feindseligkeiten von Neuem, und obwohl sich im ganzen Lande ein Widerwille gegen diesen Krieg aussprach und der Wunsch nach Frieden und Versöhnung sich vernehmen ließ, so erklärte doch der Minister Acton den Krieg an Frankreich. An die Spitze der Armee wurde der General Mack gestellt, welcher jedoch in seinen Operationen nicht glücklich war. Die königliche Familie mußte nach Palermo flüchten und dort über ein Jahr unter dem Schutze der Engländer zubringen. Endlich gelang es einer Partei, das Volk von Neapel zu Gunsten Ferdinand's IV. zu stimmen, und der König konnte zurückkehren, nachdem durch den Einfluß der Lady Hamilton (s. d.) ein Amnestievertrag mittelst des Admirals Nelson abgeschlossen worden war. Karoline aber brach den spätern Frieden von Neuem, Napoleon überwand mit Blitzesschnelle ihre Heere und Joseph Bonaparte wurde zum Könige von Neapel gekrönt. Die Königin wandte sich nach Sicilien, um mit Hilfe der Engländer einen Thron wieder zu erlangen, an dessen Verlust der in feindlichem Solde stehende Acton Schuld gewesen war, die Wiedereroberung aber ging ihr zu langsam und sie entzweite sich darüber mit Lord Bentink, der sie durchaus von allen Angelegenheiten der Regierung entfernt wissen wollte. Ihr Sohn, der Prinz von Calabrien, übernahm die Vicariatsregierung und Karoline reiste über Constantinopel nach Wien 1811, wo sie, 62 Jahr alt, am 8. September 1814 starb. Die Königin war in ihrer Jugend schon gewesen, besaß aber einen Ehrgeiz und eine Herrschsucht, die sie nur zu oft irre leiteten.
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