Laune

Laune

Laune, ist jene leichte Beweglichkeit des Verstandes und Herzens, jene flüchtige Thätigkeit des Gemüthes, die uns von einem Gegenstande rasch zum andern führt, meist im Geleite des Witzes, der sich nicht gern mit bleibenden Eindrücken befaßt und dem edleren Schauspiele der Phantasie das kaleidoskopische Gemenge der Einbildung vorzieht. Er ist bei Laune, heißt: Er ist geneigt, auf den Genuß des Augenblicks rasch einzugehen. Launen hingegen sind, wie Laune eine liebenswürdige gesellige Eigenschaft, ein sehr unliebenswürdiger Fehler, der oft seinen Sitz in krankhafter Aufregung der Nerven, meist aber in überspannter Bildung hat, immer aber zur Geißel wird. Reibungen, Mißverständnisse, Kränkungen aller Art sind die unausweichliche Folge. Ein launiger Mensch ist die Würze der Conversation, ein launenhafter aber Gift für den Frieden der Gesellschaft. Wenn Jener durch seine schnellen witzigen Umsprünge von einem Gegenstande zum andern, Leben in die Masse bringt, zerreißt Dieser die edelsten Faden des schönen Gewebes, das wir Geselligkeit nennen. Das sogenannte starke Geschlecht ist so wenig frei von Launenhaftigkeit als das zarte, nur daß es durch dieselbe noch peinlicher wirkt. Ein launenhafter Mann ist eine Carikatur. Indessen auch die weiblichen Launen haben ihr Bitteres, darum schon, weil es oft dem liebevollsten und scharfsinnigsten Manne nicht gelingt, ihre Ursachen aufzufinden oder selbst nach Aufspürung derselben sie radikal zu heben. Eine launenhafte Frau schmollt gern. Dieses Schmollen aber bereitet dem Liebenden oft große Qualen. Er forscht nach dem Mittel, die Geliebte zu befriedigen, er hascht nach jedem und kann doch keines erfassen. Das Schmollen ist für die Liebe, was die Ebbe für den Hafen; man muß aber warten, bis die Fluth wieder eintritt, die gewöhnlich mit einer Thränenströmung beginnt. Die Frauenherzen sind im Schmollen eben so unergründlich, wie die eigentliche Ursache vom Steigen und Fallen des Meeres: man fragt darüber Mond, Elektricität etc., allein man erfährt eben nichts Gewisses.

B – l.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Laune [1] — Laune (verwandt mit dem lat. luna, Mond), 1) jededurch wechselnde Gefühle bedingte Gemüthsstimmung. Nach der Hauptverschiedenheit der Gefühle (angenehme u. unangenehme) unterscheidet man gute u. schlechte L. Ein Mensch, welcher sich der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Laune [2] — Laune, Balken, über den Decken des Mühlgerüstes …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Laune [1] — Laune, vorübergehende, scheinbar unmotiviert wechselnde Gemütsstimmung (v. lat. luna, »Mond«, welche Ableitung des Wortes zugleich auf die Abhängigkeit dieser Gemütsstimmung von äußern [körperlichen, atmosphärischen, gesellschaftlichen]… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Laune [2] — Laune, veralteter Name für Hundestaupe (s. d.) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Laune [3] — Laune (spr. lōn ), Etienne (Stephanus) de, franz. Goldschmied und Kupferstecher, geb. 1518 oder 1519 in Orleans, arbeitete in Frankreich und in Augsburg und starb 1595 in Straßburg. Er stach eine große Menge von Blättern, die im Geiste der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Laune — Laune, s. Staupe …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Laune — Laune, die wechselnde Gemüthsstimmung; wer sich der L. hingibt, ist launenhaft, wenn übler: launisch, wenn guter: launig; vgl. Humor …   Herders Conversations-Lexikon

  • laune — láune s.f. pl. (reg.) toane, capriciu. Trimis de blaurb, 08.03.2007. Sursa: DAR …   Dicționar Român

  • Laune — ↑Kaprice …   Das große Fremdwörterbuch

  • Laune — Sf std. (13. Jh.), mhd. lūne Mondphase, Mondwechsel, Gemütsstimmung Entlehnung. Entlehnt aus l. lūna Mond . Die heutige Bedeutung beruht auf der Auffassung der mittelalterlichen Astrologie, daß der Mondwechsel die Gemütsstimmung beeinflusse.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”