Nerven

Nerven

Nerven, sind markige, mit Häutchen umgebene Faden von verschiedener Stärke und Länge, je nachdem der Theil, zu dem sie gehen, groß oder entfernt ist. Sie theilen sich in viele Zweige, und die Substanz aus der sie bestehen, ist der Gehirnmasse ähnlich. Die Häutchen dienen zum Schutz und zur Ernährung und sind mit Gefäßen versehen, die den Stoffwechsel leiten. Sie sind Leiter des Lebens, der Nervenkraft, die wie ein seiner Aether, eine electrische Materie, in ihnen hinströmt, sind die Vermittler der Seele, um deren Willen im Körper kund zu thun. Wenn ein Nerv durchschnitten ist, hört der abgeschnittene Theil auf die Nervenkraft zu leiten, und der Theil des Körpers ist gelähmt oder stirbt ab. Die Nervenkraft scheint ein aus den Säften abgesetzter Stoff zu sein, den alles vermehrt und steigert, was die Ernährung hebt; gute Nahrung, Freude, Bewegung stärken, schlechte Kost, Kummer, Thatlosigkeit schwächen sie. Ist zu viel Nervenkraft vorhanden, verbraucht der Körper bei der nicht anstrengenden Lebensweile nicht genug, so entsteht Ueberfüllung und scheinbare Schwäche, die durch Anstrengungen vergeht, wie die Nervenschwäche vieler Hypochonder und überreizter Frauen beweist. Aus dem Gehirn entspringen auf jeder Seite zwölf Nerven, die zur Nase, den Augen, Ohren-, Mund- und Geschmacksorganen, den Organen der Stimme gehen, zur Lunge, Magen u. s. w. gelangen und mannigfache Verbindungen unter sich und mit den folgenden Nerven eingehen. Aus dem Rückenmarke entspringen acht Halsnervenpaare, zwölf Paare in der Rückengegend, fünf Paare in der Lendengegend und fünf Paare in der Kreuzbeingegend. Aus dem in der Achselhöhle befindlichen Armgeschlecht, entspringen die Nerven des Armes, im Becken bilden sich außer kleinern, die großen Nerven, welche den Beinen Leben zuführen. Das Gangliensystem oder der lympathische Nerv entspringt aus Ganglien oder Nervenknoten, verbindet sich mit fast allen genannten Nervenpaaren durch seine Fäden und hat viele Knoten am Kopfe, Halse, der Brust, die bedeutendsten aber im Unterleibe, unter welchen das Sonnengeflecht der Mittelpunkt zu sein scheint. Bei den wichtigern Organen sind mehrere Knoten und viele Nervenzweige, woher der Name Geflecht entstanden ist. So gibt es ein Leber-, Zwergfell-, Nieren-, Milz-, Gekrösgeflecht. Die Nerven des Gehirns und Rückenmarkes gehen zu Organen, die dem Willen unterthan sind, die Nerven des Gangliensystems zu denen, deren Funktion ohne den Willen fortwährt. Organe von gemischter Funktion haben von beiden Systemen Nerven, wie z. B. der Magen, der ohne unsern Willen verdaut, aber das Bedürfniß der Nahrung zur Kenntniß unserer Seele durch das zehnte Hirnnervenpaar, den Stimmnerven, bringt, welcher sich bis zum Magen erstreckt.

D.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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  • Nerven [1] — Nerven (Nervi), die Stränge und Fäden, die im Körper der meisten Tiere von den Zentralorganen des Nervensystems (s. d.) zu den Muskeln, den Sinnesorganen, als sekretorische N. zu den drüsigen Absonderungsorganen etc. ausstrahlen. Der Nerv kann… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Nerven — Nêrven, verb. reg. act. 1) Mit Nerven versehen, wovon doch nur der Gegensatz entnerven im figürlichen Verstande, für entkräften, schwächen, üblich ist. 2) Ein Pferd nervet sich, wenn es im Gehen mit dem Eisen der Hinterfüße den Nerven der… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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