Leinwand

Leinwand

Leinwand. Aus Hanf oder Flachs (Lein) gewebte Zeuge von sehr verschiedener Qualität. Die Kunst des Webens war schon in den ältesten Zeiten bekannt, doch wurden damals mehr Wolle und Ziegenhaar gesponnen und gewebt als vegetabilische Stoffe, und es bedurfte schon einer weit vorgerückten Kultur, um Flachs zu bauen, zu brechen, den festen Stoff von den spröden Pflanzentheilen zu sondern, diese zu spinnen und endlich zu weben. Doch weiß man mit Sicherheit, daß die Aegypter schon in der Zeit, da ihre Mumien bereitet wurden, die Leinwand kannten, denn ihre Leichen sind in Binden von Leinwand gehüllt und die Priester kleideten sich in denselben Stoff. Der Norden ist die eigentliche Heimath des Flachses, wie der Süden die des Hanfes und der Baumwolle, daher könnte wohl sein, daß die ägyptische Leinwand von Hanf gemacht worden wäre; wir aber verstehen gewöhnlich unter Leinwand ein Gewebe von nichts weiter als Flachs. Die Absicht, welche man in Hinsicht auf die Stärke der Leinwand hat, bestimmt die Dicke des Garns, und es gibt eine zahllose Menge von Abstufungen zwischen dem dicken Faden des Segeltuchs und dem zarten, kaum fühlbaren des holländischen Batistes. Nach dieser Absicht nun wird das Gespinnst eingerichtet, welches man in Schlesien auf Rädern mit zwei Spulen, zwei Faden zugleich spinnend, macht, an anderen Orten auf einfachen Rädern, in dem wenig industriösen Würtemberg aber nach uralter Art, mit Spindeln bereitet. Dieses Gespinnst, Garn genannt, wird nun entweder auf die ganz gewöhnliche Art gewebt, dann heißt es Leinwand, oder es wird zu Tischtüchern, Servietten und dgl. mit atlasartig hervortretenden Mustern gewebt, da es denn Damast heißt. Preußen hat in Schlesien, Westphalen und in den Rheinprovinzen die berühmtesten Leinwandfabriken. Die holländischen kommen diesen nicht gleich, weil sie gewöhnlich ihre Leinwand durch künstliche Mittel bleichen, die bei unvorsichtiger Behandlung den Stoff zerstören. Man unterscheidet Haus- von Kaufleinwand, und versteht unter Ersterer alles Leinenzeug, welches Privatpersonen aus selbst gesponnenem Garne zu ihrem eigenen Gebrauche weben lassen. Rohe Leinwand ist diejenige, deren Faden noch ungebleicht ist und welche noch die natürliche Farbe des rohen Materials hat. Gebleichte Leinwand wurde nach dem Weben gebrüht, gestaucht und gebleicht. Weißgarnige L. ist aus Garn gewebt, das vorher gebleicht wurde. Sie ist haltbarer als die im Stücke gebleichte. Da jetzt häufig beim Weben der Schuß ganz oder theilweise von Baumwolle genommen wird, so thut man wohl, beim Einkauf die Waare zu reiben, wodurch sie faserig wird. Die Fasern bei dem Flachsgarn stehen niedrig und steif, vom baumwollenen Garn dagegen gekräuselt und lockig. Oestreichs Leinenausfuhr wird jährlich auf 4 Mill. Gulden, Schlesiens auf 2 Mill. Thaler angeschlagen. Außerdem treiben Sachsen, Westphalen, Hessen und Baden, die Schweiz, Frankreich, Irland und Rußland, vor Allem aber Holland bedeutenden Handel mit Leinwand.

V.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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