Lohmann, Johanne Friederike

Lohmann, Johanne Friederike

Lohmann, Johanne Friederike, die Tochter des Hofraths Ritter, wurde den 25. März 1749 in Wittenberg geb., und erhielt durch ihren Vater, der sich theilweise selbst mit ihrem Unterricht beschäftigte, eine vorzügliche Erziehung. Sehr früh verlor sie ihre Mutter, aber der reiche Schatz des Wissens, den sie eingesammelt, und nicht nur mit dem Verstande, sondern auch gemüthlich erfaßt hatte, setzte sie in den Stand, die Erzieherin ihrer jüngern Geschwister zu werden, bis eine Heirath, in der sie sich aber sehr unglücklich fühlte, sie mit dem Acciscommissair Häbler in Dippoldiswalde verband. Eine gänzliche Verschiedenheit der Denkungsart machte ihr die zehn Jahre, die sie an seiner Seite verlebte, zu dem trübsten Zeitraum ihres Lebens. Endlich wurde dieses Band wieder gelößt, und sie wandte sich mit ihren drei Kindern zu einer jüngeren Schwester, die in Magdeburg verheirathet, und eine Frau von Geist und großer Liebenswürdigkeit war. Hier erhob sich ihre gebeugte Seele wieder und schloß sich der Ahnung auf, daß bessere Tage ihr noch beschieden sein könnten. Sie lernte nämlich den preußischen Auditeur Lohmann in Schönebeck bei Magdeburg kennen, und fand in ihm, was ihr in ihrer ersten Ehe gemangelt hatte. Leider aber genoß sie dieses Glück nur sechs Jahr, wo er ihr durch den Tod entrissen wurde. Auch von ihm waren ihr drei Kinder geblieben. Bald nach dem Verlust dieses von ihr so geliebten Gatten brach der Bankerott seines Bruders aus, in welchem das ganze beträchtliche Vermögen, das er ihr hinterlassen, verloren ging. Mit sechs Kindern, die keine andere Stütze hatten als sie, sah sie sich nun der Hilfsmittel beraubt, sie zu erziehen. – Doch sie fand diese bald in ihrem regen Geist, in ihren Talenten und in ihrem Fleiß, zu denen sich ein warmes Herz gesellte, das ihr überall Freunde erwarb. Unter diesen zeichnete sich ihr Schwager in Leipzig, der Dr. Erhardt aus, der sie veranlaßte, nach Leipzig zu ziehen, und ihren Kindern ein väterlicher Freund ward. Die anziehende Eigenthümlichkeit ihres Geistes und Charakters sammelte um sie einen kleinen, aber auserwählten Kreis. Eine stete Gleichheit des Betragens, Heiterkeit, kindlicher Sinn, der auch an Kleinigkeiten sich zu freuen wußte, machten ihren Umgang eben so angenehm als ihre Seelenstimmung würdevoll. Schwere Prüfungen waren ihr jedoch noch vorbehalten, denn drei ihrer Kinder gingen ihr voran, und sehr empfindliche körperliche Leiden erprobten vor ihrem Hinscheiden ihren Muth. Sie starb den 21. December 1811, und wurde von Allen, die ihr näher standen, mit der aufrichtigsten Liebe betrauert. Ihr schriftstellerisches Talent wurde in der Zeit, wo das Vermögen ihres Mannes verloren gegangen war, eine Hilfsquelle zu ihrem Unterhalt. Mehrere ausgezeichnete Männer, die sich von dem Reichthum ihres Geistes angezogen fühlten, standen mit ihr in Briefwechsel, wie z. B. Gellert, von dem einige Briefe an sie nach ihrem Hinscheiden in Kind's Harfe II, S. 177— 182 erschienen. Noch lange nach ihrem Tode erschienen in mehreren Zeitschriften und Taschenbüchern einzelne Erzählungen, so wie auch eine ganze Sammlung derselben, unter ihrem Namen.

A.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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