Lowitz, Johanne, Fürstin von

Lowitz, Johanne, Fürstin von

Lowitz, Johanne, Fürstin von, Johanne, Fürstin von, ein wahres Muster echter Weiblichkeit, war die Tochter eines polnischen Edelmanns, des Grasen Grudzinsky und erhielt eine sorgsame Erziehung, die außer der Weltbildung auch die Entwickelung ihres edlen Gemüths bezweckte. Schon in der frühesten Jugend verrieth sie besondre Neigung zur Einsamkeit und ihre stillen Beschäftigungen trugen den Stempel wahrer Religiosität. Nicht eigentlich schön, besaß sie doch eine Anmuth, die ihr alle Herzen gewann. Dieser Reiz übte auch auf das Gemüth des Großfürsten Constantin eine so bezaubernde Kraft, daß er Alles aufbot, um ihren Besitz zu erringen. Schon im Jahr 1818 hatte die Kaiserin Mutter von Rußland, als sie in Warschau war, unter den ihr als Ehrendamen zugegebenen Töchtern der vornehmsten Familien Johanne ausgezeichnet, da sie sich durch die Bescheidenheit, den stillen Liebreiz und die reine Unschuld und Güte derselben unwillkürlich zu ihr hingezogen fühlte, ob sie gleich damals noch keineswegs ahnete, daß eine höhere Hand sie ihr zur Schwiegertochter bestimmt habe. Als indeß die dringenden Bewerbungen des Großfürsten Constantin die Einwilligung der kaiserlichen Familie zu der beabsichtigten Heirath mit Johanne erforderten, hatte der Ruf ihrer stillen, aber gediegenen Vortrefflichkeit ihm schon den Weg gebahnt, die Zustimmung seiner Mutter und seines kaiserlichen Bruders zu erhalten. Denn so viele Hindernisse sich sonst den nicht standesmäßigen Heirathen fürstlicher Personen entgegen stellen, so wurde doch hier um der Tugenden der Erkorenen willen, eine Ausnahme von der Regel gemacht. Der Kaiser Alexander ernannte Johanne zur Fürstin v. Lowitz, und die Kaiserin Mutter, die sich nur Gutes von dem Einfluß eines so sanften, edlen Wesens auf das Gemüth ihres Sohnes versprach, der einige gute Eigenschaften besaß, die aber durch seine Heftigkeit verdunkelt wurden, gab dieser Verbindung ihren mütterlichen Segen. Auch die übrigen Geschwister des Großfürsten behandelten sie stets wie eine Schwester, die außer der Liebe, die sie einflößte, die größte Anerkennung und Hochachtung verdiente. Die Bescheidenheit, ja man könnte sagen, Demuth, womit sie diese vielfachen und ehrenden Zeichen eines Wohlwollens aufnahm, das ihr so theuer sein mußte, zeigte stets, wiewürdig sie desselben war. Ihre Vermählung wurde den 24. Mai 1820 gefeiert. Obgleich die ihr angeborne Würde des Charakters sich immer gleich blieb, so mischte sich doch keine Spur des Stolzes oder der Ueberhebung nach ihrer Standeserhöhung in ihr gleichförmiges, mildes und Jedermann einnehmendes Betragen. Auch gelang es ihr, eine Reihe von Jahren hindurch die heftige Sinnesart ihres Gemahls zu mäßigen, und manches Unglück, das aus ihr entsprungen wäre, zu verhüten, oder wenigstens zu mildern. Erst in den legten Jahren ihrer Ehe, wo eine immer zunehmende Kränklichkeit sie mehr und mehr auf ein zurückgezogenes, größtentheils den religiösen Pflichten gewidmetes Leben beschränkte, schien es, als habe der segensreiche Einfluß ihrer mildernden Güte etwas von seiner früheren Kraft verloren. Doch betrachtete man sie noch immer als den Schutzengel, dessen sanftes Wirken manches Elend linderte. Ihre Liebe und Treue für den Gemahl verläugnete sich, wie es von ihr zu erwarten war, weder in guten, noch in bösen Tagen. Als am 29. November 1830 jene bekannte Revolution in Warschau ausbrach, wo nur die schleunigste Flucht sein Leben retten konnte, folgte sie ihm mitten durch die Gefahren, welche ihn bedrohten, und hielt bei ihm aus bis zu seinem Tode. Von diesem Zeitpunkt an war ihre Rechnung mit der Welt abgeschlossen. Sie folgte zwar der theilnehmenden und liebevollen Aufforderung der hohen Angehörigen ihres Gemahls nach St. Petersburg zu kommen, um Trost im Kreise der Ihrigen, wie man sich zartfühlend ausdrückte, zu finden. Aber der Witwenschleier verschattete ihr das Leben, und das Unglück des Vaterlandes brach ihr das Herz. Einsam, von jedem lauten Verkehr geschieden, bereitete sie sich mit frommer Fassung auf ihr nahes Ende vor, das im Jahr 1832 erfolgte.

A.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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