Margarethe, Landgräfin von Thüringen

Margarethe, Landgräfin von Thüringen

Margarethe, Landgräfin von Thüringen. Ein Glied jenes trefflichen deutschen Fürstengeschlechts, der Hohenstaufen, das unsere Bewunderung und unser Mitleid gleich stark in Anspruch nimmt, war auch sie bestimmt, das Verhängniß ihres Hauses in seinem ganzen Umfange kennen zu lernen. Als schöne Tochter des großen Kaisers Friedrich II. (s. d.), geb. 1241 in Friedrichs Ehe mit Jolantha von Jerusalem, wurde Margarethe frühzeitig an Albert den Unartigen, Landgrafen von Thüringen, vermählt. Wer hätte in Sachsens Geschichte nicht von der unglücklichen, trostlosen Mutter Friedrich's mit der gebissenen Wange gehört? Dieß war Margarethe, deren Gemahl sehr bald nach der Verbindung mit ihr in ein strafwürdiges Verhältniß mit dem schönen Hoffräulein Kunigunde von Eisenberg (s. d.) trat. Die sanfte, duldende Fürstin fand in der Geliebten ihres Gemahls keine edelmüthige Rivalin; Demuth und Bescheidenheit ward ihr mit Anmaßung und Kränkungen aller Art vergolten, und es ist leider nur zu wahr, daß Kunigunde im Einverständniß mit dem verblendeten Albert der edlen Fürstin und deren beiden Söhnen nach dem Leben trachtete, um ihrem Sohn Apitz die Regierung zu sichern. Schon war der Giftbecher von Kunigundens Hand gefüllt, da rettete der edle Ritter Schenk von Vargula, der jeden Schritt Kunigundens bewachte, der Fürstin und ihrer Kinder Leben. Noch einmal verhinderte er die Unthat, als ein Diener die unglückliche Frau erdrosseln sollte, bewog sie aber auch nun zur Flucht. Die Nacht ward zur Ausführung bestimmt. Alles ist bereit, Margarethe tritt noch einmal an das Bett ihrer schlummernden Kinder, die sie zurücklassen muß, sie drückt ihnen den letzten Scheidekuß auf, und das war es, wo die Mutter, überwältigt vom Schmerz der Trennung, ihren ältesten Sohn Friedrich so heftig in die Wange biß, daß dieser für immer an dieser Stelle eine Narbe trug. – Margarethe entkam nach Frankfurt am Main, wurde dort ehrfurchtsvoll empfangen und zog sich in ein Cisterzienserkloster zurück. Aber der Gram hatte ihre Lebenskraft zerstört, die stete Sorge um ihre Kinder brach ihr das Herz und die Kaiserstochter starb, erst 29 Jahr alt, 1270. Der Erzbischof von Mainz ließ die edle Dulderin prachtvoll beerdigen, der Tag des Begräbnisses war ein Trauertag für die ganze Stadt, aller Handel, jedes Gewerbe ruhte und nur auf der Wartburg empfing man die Nachricht wie eine Freudenkunde. Albert vermählte sich mit Kunigunden doch ihr Sohn Apitz gelangte nicht zur Regierung; er starb im Gefängniß. Das Schicksal rächte die vielfachen Unbillen. Kunigunde endete 1286 ihr durch Gewissensbisse verbittertes Leben, Albert wurde nach Erfurt verwiesen und Friedrich mit der gebissenen Wange, der Sohn der unglücklichen Margarethe, herrschte lange segensreich über Sachsen und Thüringen.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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