- Maria II., Königin von England
Maria II., Königin von England., Königin von England, älteste Tochter Jacob's II. und seiner ersten Gemahlin Anna Hyde, wurde 1662 zu London geb. und war kaum 15 Jahr alt, als sich der Prinz von Oranien, später Wilhelm III. um ihre Hand bewarb, allein der Vater Mariens widersetzte sich als eifriger Katholik der Verbindung mit einem protestantischen Prinzen. Doch eben dieses Motiv stimmte Karl II. für die Verbindung, um durch diese gemischte Ehe die religiösen Interessen zu versöhnen. Sein Bruder mußte diesen Vorstellungen nachgeben und die Heirath wurde mit ungemeiner Eile (1677) vollzogen. Die junge Prinzessin folgte ihrem Gatten nach Holland und fühlte für ihn eine so zärtliche Neigung, daß man sie Anbetung nennen konnte. Sie wagte es nicht, ohne ihn zu handeln, zu sehen, ja sogar zu denken, so theuer war ihr der Gemahl. Die Schweigsamkeit des Statthalters könnte vermuthen lassen, er habe seine Gemahlin von den Plänen, die er gegen den sorglosen Jacob II. hegte, nicht in Kenntniß gesetzt. Aber es hat sich erwiesen, daß Maria seines Vertrauens, das er ihr endlich schenkte, vollkommen würdig, daß sie Mitgenossin seiner ehrgeizigen Pläne war. Bei der Nachricht von seiner Einschiffung und seiner Ankunft in London konnte sie ihre lebhafte Freude nicht verbergen. Während den Verhandlungen um die Krone und aus Achtung für das Haus Stuart, schrieb ihr der Graf Danby und fragte an, »ob sie allein auf Britanniens Throne sitzen wolle.« Sie schlug dieß aus und überlieferte den Brief ihrem Gatten. Das Parlament setzte die Krone auf das Haupt des Prinzen und der Prinzessin von Oranien und reservirte dem Prinzen allein die Ausübung der königl. Gewalt Die neue Königin flog nach England, wo sie im Februar 1689 ankam. Als sie das Palais betrat, welches ihr unglücklicher von ihr vertriebener Vater hatte verlassen müssen, zeigte sie eine so exaltirte Freude, daß Hof und Volk gleich indignirt darüber waren. Als Wilhelm zu seiner Armee nach Irland eilen mußte, um dort König Jacob zu bekriegen, übertrug er der ihm blindlings ergebenen Gemahlin seine ganze Autorität. Und sein Vertrauen wurde nicht getäuscht! Kaum sah sich Maria im Besitze unumschränkter Gewalt, so entwickelte sie diese auch in aller Strenge gegen die früheren Anhänger ihres Vaters und seiner Religion. Alle Katholiken mußten sich binnen einer Stunde aus London entfernen, durften aber nicht weiter als 10 Meilen über das Weichbild hinaus, damit man sich zu jeder Zeit ihrer Personen versichern könne. Bei jeder Gelegenheit zeigte sich die unnatürliche Tochter, fanatisch, verfolgungssüchtig..– So saß sie 6 Jahr auf einem Throne, von welchem sie (eine zweite Goneril) ihren Erzeuger, den greifen Vater, vertrieben hatte, – als sie plötzlich von den Blattern befallen wurde. Der Tod endigte ihr beflecktes Leben den 7. Januar 1695, im 33. Lebensjahre. Sie soll selbst auf dem Todtenbette keine Reue empfunden haben. Einige Schriftsteller suchen sie zu entschuldigen, indem sie meinen, Maria sei vom Fanatismus für ihre neue Lehre erfüllt gewesen, und dieser exaltirte Eifer habe sie zu jenen Unthaten verleitet. Es ist wahr, Schmeichler umgaben sie; auf der anderen Seite handelte sie auch gegen ihre eigene Schwester Anna unnatürlich, die sie, einer bloßen Grille wegen, tödtlich haßte. – Ihr Gatte, der kalte, theilnamlose, verschlossene Wilhelm, äußerte bei ihrem Tode einen so übertriebenen, ostentativen Schmerz, daß man an dessen Wahrheit mit Recht gezweifelt hat. – Maria hatte die Erhabenheit des himmlischen Gebotes: »du sollst Vater und Mutter ehren« nie empfunden; wer kindlich fühlt, muß sich mit Abscheu von ihr wenden; die Liebe zum Gatten darf nie zur Sünde gegen den Vater reizen, und dieser Vater hatte seine Goneril herzlich geliebt, hatte ihr stets nur wohlgewollt und wohlgethan.
B.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.