Paradies, Maria Theresia

Paradies, Maria Theresia

Paradies, Maria Theresia, eine blinde Tonkünstlerin, deren Unglück und Talent ihr die lebendigste Theilnahme der Zeitgenossen erwarb, wurde 1759 zu Wien geb. und verlor 5 Jahre alt das Augenlicht. Da sie aber viel musikalisches Gehör und einen lebendigen Trieb zur Tonkunst offenbarte, ließen sie ihre Eltern schon vom 7. Jahre an im Gesange und Clavierspiele unterrichten. Das liebliche, heitere Kind machte reißende Fortschritte; kaum 10 Jahre alt sang sie in der wiener Augustinerkirche eine Sopranarie aus Pergholese's »Stabat mater« zur allgemeinen Bewunderung und begleitete sich selbst dazu (die Blinde!) auf der Orgel. – Maria Theresia, die hochherzige Kaiserin, von dem jugendlichen Talente in Kenntniß gebracht, setzte ihr eine Pension aus. Unter der Leitung geschickter Meister und unterstützt durch ein seltenes musikal. Gedächtniß brachte es Maria bald dahin, über 60 Claviercompositionen auswendig zu spielen. Das Wunderkind machte Aufsehen, und demnach beschloß 1784 ihr Vater eine Kunstreise mit ihr zu unternehmen. Ueberall fand das holde, blinde, talentvolle Mädchen Theilnahme, die sich in London bis zum Enthusiasmus steigerte. Der blinde Dichter Pfeffel dichtete für sie, seine Schicksalsgenossin, eine Cantate, welche Kozeluch in Musik setzte, und die Künstlerin auf die rührendste Weise vortrug. Der Dichter Gotter, der sie in Gotha hörte, besang ihr Schicksal und Talent in wehmüthigen Strophen. Maria componirte auch vielerlei, namentlich für Gesang; sie dictirte ihren Satz, nachdem sie ihn im Kopfe ausgearbeitet, Note für Note. Dabei vernachlässigte sie die Branchen der wissenschaftlichen Bildung nicht und war namentlich im Rechnen und der Geographie wohl erfahren. Nach Wien zurückgekehrt, privatisirte sie eine Zeit lang und wurde später Vorsteherin einer musikal. Bildungsanstalt. Ihre Persönlichkeit wird als sehr interessant, liebenswürdig und heiter geschildert. Sie starb 1834 in Wien.

B.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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