Polignac, Gabriele Jolande Martine, Herzogin von

Polignac, Gabriele Jolande Martine, Herzogin von

Polignac, Gabriele Jolande Martine, Herzogin von, Gabriele Jolande Martine v. Polastron, Herzogin von, geb. 1749, vermählte sich 1767 mit dem Grafen, nachmaligem Herzoge Julius von Polignac, wurde um diese Zeit Maria Antoinetten vorgestellt, mußte aber wegen ihrer beschränkten Vermögensumstände ihren Wohnsitz auf dem Landgute ihres Gatten nehmen. Die Königin, welche die liebenswürdige Frau schätzte, und sich nach dem Glücke einer innigen und wahren Freundschaft, deren Gegenstand sie in Fr. v. P. zu finden glaubte, sehnte, suchte sie an sich zu fesseln, indem sie derselben in ihrer Nähe ein sorgenfreies Leben bereitete. Fr. v. P. bezog eine schöne Wohnung im Schlosse von Versailles, und ihrem Gemahle wurde die Stelle eines Oberstallmeisters übertragen, mit dem ein ansehnlicher Gehalt verbunden war, der jedoch nicht hinreichte, um großen Aufwand machen zu können. Dennoch erregte die Gunst, in der Fr. v. P. bei der Königin stand, die Unzufriedenheit des Publikums; vielleicht beneidete man ihr auch weniger den materiellen Werth der Gnadenbezeugungen, als die Vertraulichkeit, die der tägliche Umgang herbei führen mußte. Ost soll die Tochter Maria Theresiens im heitern Umgange mit der Freundin ihrer Seele geäußert haben: »hier bin ich nicht mehr Königin; hier gehöre ich mir selbst an.« 1780 wurde der Graf v. P. durch die Gnade des Königs zum Herzoge erhoben und im folgenden Jahre seiner Gemahlin die so schweren Pflichten als Erzieherin des Dauphins übertragen. Die Königin verhehlte sich nicht, daß der beständige Zwang und die große Verantwortlichkeit dieses Amtes sich nicht mit dem einfachen Wesen und den Neigungen der Herzogin vertrug; diese war ruhig, selbst träge, und liebte über Alles ein stilles, behagliches Leben, das durch ihre Anwesenheit bei Hofe keine geringe Störung erlitten hatte. Aber Marie A. glaubte in der Uebernahme dieser wichtigen Pflichten den größten Beweis von Anhänglichkeit und Ergebenheit zu finden. Ihre Erwartung wurde nicht getäuscht, und Fr. v. P. entsprach den Wünschen der königlichen Freundin. Ihre äußere Erscheinung war nicht schön zu nennen, aber ihr Gesicht hatte einen lieblichen, geistreichen und sanften Ausdruck; in ihren Zügen malte sich die Güte, das ganze Wohlwollen ihrer schönen Seele, fern von Ziererei oder Anmaßung; sie blieb sich stets gleich, und weder Eifersucht, noch Ehrgeiz störten den ruhigen Wellenschlag ihres Gemüthes. Die Welt hat ihr allzu strenge Kälte in ihrem Betragen vorgeworfen, wahrscheinlich war dieses nur eine Folge des Ueberdrusses, den sie bei den steifen und herzlosen Förmlichkeiten des Hofes empfand. Da Alles, was zu ihrer Familie und engeren Umgebung gehörte, von den Wohlthaten der Königin überhäuft wurde, so sah sich Fr. v. P. bald als die Zielscheibe des Neides und der Verleumdung der Menge, die ihrem Einflusse auf Maria A. alle Uebel zuschrieb, die auf Frankreich lasteten. Ihren Gegnern war es sogar gelungen, dem Dauphin, der wenige Jahre nach der Eröffnung der Stände starb, ein Vorurtheil gegen seine Erzieherin einzuflößen, das sich bis auf die Königin erstreckte. Auch beschuldigte man mit Unrecht die Herzogin, Theil an der Verschwendung der Staatsgelder genommen zu haben. Fr. v. P. sah sich endlich gezwungen durch die Flucht der Wuth des aufgereizten Pöbels zu entgehen. In der Nacht vom 16–17. Juli 1789 verließ sie Versailles auf Befehl des Königs und der Königin, von ihrem Gemahle, ihrer Tochter und ihrer Schwägerin begleitet. Rührend war der Abschied Maria Antoinettens von ihrer Freundin. Von der dringendsten Gefahr umgeben, durchreisten sie Frankreich, begaben sich dann in die Schweiz und endlich nach Wien. Der Herzog v. P. wurde Agent der französischen Prinzen am östreichischen Hofe. Die Herzogin starb in Wien den 9. December 1793 in einem Alter von 44 Jahren. Auf ihrem Leichensteine liest man, Gram habe ihr Leben langsam aufgezehrt. Das beklagenswerthe Loos Ludwig's XVI. und Maria A's hatten das letzte Jahr ihres Daseins ihr zur Qual gemacht, obgleich ihr verborgen geblieben war, welch hartes Schicksal die geliebte Königin endlich ereilt hatte. Alle, die sich des nähern Umganges der Herzogin v. P. erfreut hatten, weihten ihrem Andenken innige Theilnahme.

E. v. E.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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