Romantisch

Romantisch

Romantisch Es ist schwer, den Begriff dieses schwankenden Ausdruckes genau zu bestimmen. Es gibt eine romantische Zeit, romantische Gegenden, eine romantische Poesie. Wir wollen uns an diese halten und von ihr allein dem Worte seine Bedeutung anpassen. Unter romantisch verstehen wir jene seltsame Mischung des Wunderbaren und Geheimnißvollen mit dem Großen und Erhabenen, das uns in ein unnennbares Zauberleben versetzt, und die kahle Wirklichkeit durch den Glanz seiner Eigenthümlichkeit vergessen macht. Das Alterthum kannte weder dieses Gefühl, noch hatte die Sprache einen Ausdruck dafür. Erst, als das Christenthum herabstieg auf die Erde und sich kirchlich gestaltete; als man an Wunder und Heilige zu glauben anfing, und der Mystik Weihrauch streute; die Seele schwärmen ließ auf dem Duft der brennenden Myrrhen, sich umgab mit allen Schauern der Einsamkeit und das Herz verlor an das Dunkel der Ahnung; erst in jener Zeit entstand die Romantik und nahm im Lauf der Zeit Besitz von Allem und Jedem im Leben. Das Ritterthum mit seinen abenteuerlichen Zügen war romantisch, die Poesie wurde es, weil sie ein Spiegel war des Lebens, und am meisten konnte sich die Romantik in dem hellen Bronn der Liebe, die mehr als irgend etwas anderes beitrug zur Ausbildung dieses, dem christlichen Wesen so eigenthümlichen Begriffes. Die Stellung der Frauen im germanischen Leben, noch verklärt durch die christliche Liebe, mußte dem Rührenden und Sanften Platz gönnen neben dem Heroismus und dem Trotz, worin sich sonst die Zeit gefiel. Durch die Verschmelzung des germanischen Lebenselementes mit dem romanischen, die am meisten befördert ward durch die Ausbreitung des Christenthums über Europa, erhielten die Frauen einen Einfluß auf die Weltbildung, der mehr durchempfunden ward, als mit offenem Auge gesehen. Sie bildeten den Mittelpunkt, um den sich das gesammte Leben der mittleren Zeit bewegte. Frauenliebe war Zweck und Ziel, nach dem der Ehrgeiz rang, die Frauen regierten in ihrer Anmuth und keuschen Würde, und an sie lehnte der Dichter seine Leier. Frauenliebe und Frauengunst waren die Schöpfer der romantischen Poesie, weil in ihnen das Christlich-Mystische in seiner Milde zur Anschauung kam. Mönchsthum und Ritterthum trugen auch das Ihrige zur Gestaltung der Romantik bei. Das Klosterleben in seinem düstern Hinbrüten stand in zu grellem Widerspruch mit dem heitern Tage, als daß nicht aus dieser Jahrhunderte langen Spaltung des Natürlich-Menschlichen ein Leben und Denken von ganz eigenthümlicher Färbung sich hatte entwickeln sollen. – Die neuere Zeit verlor theilweis den Begriff des Romantischen aus dem Gesichte, ohne die Luft daran in sich tödten zu können. Sie erwachte bald wieder, am stärksten in Deutschland, wo das Gemüth dem Ahnungsvollen sich so gern überläßt. Die Dichtung ward abermals zum Hebel gebraucht, und Tieck, die Gebrüder Schlegel und Andere wurden die Gründer einer romantischen Dichterschule, die freilich mehr in der Literatur als im Leben Fuß fassen konnte. In neuester Zeit bemächtigten sich auch die Franzosen (England war stets, nur in nationaler Abgeschlossenheit, romantisch) der romantischen Poesie, die jedoch arg mit dem Deutsch-Romantischen contrastirt und daher mehr dem Romanticismus (s. d.) angehört.

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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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