- Schulze, Ernst
Schulze, Ernst, auch einer von den geweihten Sängern, deren zartgestimmte Brust der rauheren Luft des Erdenthals unterliegt, die schon früh sich zur Ruhe legen unter dem einsamen Rasenhügel nach den kurzen, süßschmerzlichen Lenztagen mit ihren Liedern, Lieben und Leiden. Aber er hatte doch geliebt, ein Ideal hatte ihn allmächtig belebt; was dem Petrarca seine Laura, das war ihm Cäcilie! 1789 in Celle, wo sein Vater Bürgermeister war, geb., studirte er in Göttingen erst Theologie, dann die alte Literatur und die schönen Wissenschaften, und lebte als ein heiterer, fast muthwilliger Jüngling. Aber plötzlich wurde er ernster, stiller: eine heilige Leidenschaft hatte ihn erfaßt mit ihrem hohen Ernste; er sah Cäcilien, die Tochter eines göttinger Professors, und in ihr das längst geträumte Ideal. Sie war ihm eine Heilige: – doch noch nicht 18 Jahr alt, ward sie ihm auf immer entrissen! Von nun an wurde er nie wieder wahrhaft heiter; er zog sich immer mehr zurück und lebte nur für das Urbild in seinem Herzen, welches er in dem romantischen Gedichte »Cäcilie« in hoher Dichterweihe vergötterte. Doch noch einmal rief ihn die Pflicht in das bewegte Leben zurück: als 1813 der Freiheitskampf ausbrach, trat er als Jäger in das Bataillon ein, das sich in Göttingen bildete. Er kehrte gesunder wieder, als er ausgezogen war, aber nur zu bald bemächtigten sich Gram und Mißmuth wiederum seines Gemüths. Noch dichtete er das romantische Gedicht: »die bezauberte Rose,« und beschloß mit der kranken Brust nach Italiens milden Fluren zu wandern; aber nach einem schönern und mildern Lande sollte ihn die Reise führen: – im Anfang seines dichterischen Werdens, im 29. Jahre seines Lebens (1817), starb er in dem älterlichen Hause zu Celle. Seine »Cäcilie« zeigt, was dieser phantasiereiche und unendlich zartfühlende Dichter später noch geleistet haben würde.
S....r.
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