Sparta oder Lacedämon

Sparta oder Lacedämon

Sparta oder Lacedämon, eine nur 60 Quadrat M. große Landschaft des alten Griechenlands mit etwa 200,000 Ew., die aber trotz ihres geringen Umfangs mehr wahre Männer und Helden besaß, als manche stolze Nation, die über tausende von Meilen gebietet. Die stärkende Eisenkur einer an Strenge Alles überbietenden Erziehung, die Unerschütterlichkeit, Härte und unbesiegbare Festigkeit aller in S. Gebornen, welche selbst in der Rede starre, männliche Kürze (Lakonismus) forderte, Kinderwärterinnen die eherne Schilde statt der Wiegen brauchten, Mütter und Frauen, die den im Rücken verwundeten Mann oder Sohn mit Hohn und Verachtung von der heimathlichen Schwelle zurückwiesen, dazu die ehernen Gesetze eines Lykurg – dieß nur, in dieser Verbindung gedacht, konnte einen so armen und ursprünglich unbedeutenden Staat auf einen Gipfel der Macht erheben, von wo aus er mehr als einmal siegreich mit Athen (s. d.), um die Herrschaft über Griechenland stritt. Lacedämon, der Mythe nach ein Sohn Jupiter's und der Nymphe Taygete, gründete den nach ihm genannten Staat, der kräftig unter Tyndarus und Menelaus, dem Gemahle der reizenden Helena (s. d.) aufblühend, von Lykurgus 880 v. Chr. eine Verfassung erhielt, durch welche ein halbes Jahrtausend hindurch die Spannkraft der Nation wunderbar bewahrt wurde. So geschah es, daß Leonidas mit seinen 300 Spartanern im Engpaß von Thermopylä der ganzen ungeheuern Macht des Königs Xerxes trotzen, im peloponnesischen Kriege 431 v. Chr. Sparta alle seine Feinde zerschmettern, und es später unter dem Könige Agesilaus den alten persischen Thron in seinen Grundfesten erschüttern konnte. Doch Griechenlands Ruin führte endlich auch den seinigen herbei: nach langem, ruhmwürdigem Bestehen mußte es 146 v. Chr. sich unter das Joch der stolzen Römer beugen, bis endlich im Laufe der Jahrhunderte auch die letzte Spur seiner einstigen Herrlichkeit verschwand, und die stolze Stadt, die am Westufer des Flusses Eurotas im südlichsten Theile des Peloponnes gelegen, mit ihrem prachtvollen Säulengange (Persika), der herrlichen Straße Aphata, ihren öffentl. Versammlungshäusern, Laschen, genannt, dem Tempel der Minerva Poliuchos etc. wohl würdig war, das Scepter Giechenlands zu führen, jetzt nur noch den traurigen Anblick eines Häufchens unscheinbarer Ruinen in der Nähe der Stadt Misistra gewährt. – Die Spartanerinnen wetteiferten an Energie und kräftiger Ausbildung mit den Männern. Sie nahmen an den meisten gymnastischen Uebungen öffentlich Antheil, und statt wie im übrigen Griechenland zu Hause Wolle zu spinnen, mußten sie mit einander ringen, den Speer werfen, kurz sich zu Kriegern bilden, als sollten sie mit in den Kampf ziehen. Nach den lykurgischen Gesetzen durften sie sich auch erst im 20., und die Männer mit dem 30. Jahre verheirathen.

–i–,


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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