Stubenrauch, Amalie

Stubenrauch, Amalie

Stubenrauch, Amalie, königl. würtemb. Hofschauspielerin, betrat in ihrer Vaterstadt München, von gebildeten Eltern mit den Vorzügen einer sorgfältigen Erziehung ausgestattet, zum erstenmal die Bühne in der Rolle der Amalie in Kotzebue's Taschenbuch. Schon in diesem ersten Debüt erwarb sich die noch sehr jugendliche Kunstnovize durch Weichheit und mildes Feuer, kräftiges Eingreifen und zarte Hingebung allgemeine Anerkennung. Das schöne Talent wurde von der Künstlerin Fries mit dem glücklichsten Fleiße ausgebildet und bald war Dlle St. in den Rollen der Jungfrau von Orleans, Thekla, Olga, Irene im Belisar (vom Dichter selbst ihr zugetheilt) ein Liebling des Münchener Publikums. Wiederholte Gastspiele auf den Bühnen zu Frankfurt, Darmstadt und Stuttgart verbreiteten den Ruhm der jungen Künstlerin immer mehr, und im Jahre 1829 erhielt sie am Stuttgarter Hoftheater eine ehrenvolle Anstellung. In den Jahren 1830 und 1831 gab Dlle St. auf den Hofbühnen in Wien und Berlin eine große Anzahl von Gastrollen mit dem vollsten Beifall, und erwarb sich namentlich als Stuart, Eulalia, Diana und Jungfrau von Orleans die allgemeine Theilnahme der strengsten Kunstrichter beider Hauptstädte. Durch ein höchst bescheidenes und anspruchloses Betragen hat sich Amalie eben so viel Freunde im Leben erworben, als ihr unermüdlicher Fleiß und ein unablässiges Streben sie auf der Bühne zum erklärten Liebling des ganzen Publikums gemacht haben. Sie bildet gegenwärtig mit den Herren Seydelmann und Moritz den höchsten Schmuck des vom Grafen Lentrum trefflich organisirten Hoftheaters. Eine schöne, erhabene, edle Gestalt, dunkles, großes Auge, imposanter Ausdruck und Würde in den Bewegungen bestimmen die Künstlerin mehr zur Tragödie als zum Lustspiel, wiewohl sie auch hierin ganz Vorzügliches leistet. Als Iphigenia, Leonora im Tasso nimmt sie eine Hoheit des Wesens an, wie sie ganz diesen edlen Rollen entspricht und wirkt um so siegreicher auf den Zuschauer, je mehr sie alle gewöhnlichen Bühnenkoketterien verschmäht. Als ein besonderes Verdienst muß an ihr gerühmt werden, daß sie die natürliche Schönheit ihrer Gestalt noch durch die Kunst des Anzuges in ein blendendes und stets überraschendes Licht zu setzen weiß. Man kann behaupten, daß diese Klassicität des Geschmacks bei fast keiner andern Schauspielerin gefunden werden dürfte.

S.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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