Swift, Jonathan

Swift, Jonathan

Swift, Jonathan. Es ist der Triumph, wie der Probierstein der wahren Dichterkraft, daß sie aus den verschiedensten Elementen, himmlischer Goldstufen wie irdischer Schlacken, aus Thränen und Windesbrausen nur eine einzige harmonische Landschaft webt, in welcher die Sonne der ewigen Heiterkeit strahlt und Morgen- und Abendroth zu Einem seligen Lächeln verschmelzen. Denn: »ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.« Nicht also dachte Jonathan S., Englands größter Satyriker, ausgerüstet mit allen Waffen des blendendsten Witzes und der tiefsinnigsten Ironie. Gleich dem ferntreffenden Apollo sandt' er nur tödliche Pfeile unter die Menschheit; sein Humor war ein diamantener Schild, mit dem er, seine eigenen Blößen deckend, zugleich seine eigenen Augen blendete; und kein wohlthuender, mildrügender Scherz geleitete an der Hand lächelnder Weisheit den Leser in den Tempel eines würdigen, das Gute bezweckenden Ernstes. Voll der bittersten Menschenverachtung tauchte er den goldenen Griffel der Genialität in Wermuth und Galle, in die ätzende Säure der Bosheit, um da tief zu ätzen, wo der heitere Ironiker nur dunkelschraffirt. Gleichwohl ist er ein wahrhaft klassischer, bis jetzt noch unerreichter Satyriker, dessen Schriften von dem glücklichsten und lebendigsten Witze fast überfließen, in denen die reichste Mannichfaltigkeit der verschiedenartigsten und eigenthümlichsten Darstellungen herrscht, wo sich die geistreichste Persiflage hinter einer oft scheinbar treuherzigen, aber stets fließenden und abgerundeten Sprache versteckt. Allem wußte er jenen leichten, vertraulichen Ton einzuhauchen, der nur dem Genius eigen ist, welcher den Stoff vollkommen beherrscht: und zugleich besaß er eine bewundernswürdige Gewandtheit im Reime. Geb. 1667 zu Cashel, studirte er Anfangs Philosophie und Mathematik, wurde aber 1692 zu Oxford Magister und widmete sich dem geistlichen Stande. 1704 erschien sein berühmtes Mährchen von der Tonne (Tale of a tub), in welchem er mit vielem Humor die verschiedenen christlichen Religionsparteien persiflirt. In seiner »Bücherschlacht« (The battle of the books) vergleicht er auf burleske Weise die älteren und neueren Schriftsteller, natürlich zum Nachtheil der Letzteren. Später kam er mit den Tories in nahe Berührung, nahm lebhaften Antheil an dem periodischen Blatte: »The examiner« und erwarb sich großen Ruhm in der witzigen Tagespolemik. 1727 gab er sein Hauptwerk heraus: »Gulliver's Reisen,« em dem ersten Anscheine nach ganz harmloses, fast mährchenhaftes, selbst Kinder interessirendes Gemälde, hinter dem aber die Schlange lauscht der bittersten, höhnendsten Ironie. – Als. er (1696) eine Pfründe erhalten hatte, lud er die berühmte Stella Johnson zu sich ein, deren Vater Haushofmeister bei dem ausgezeichneten Staatsmann, Temple, einem der früheren Gönner S's, gewesen war. Doch erst 1716 ließ er sich mit ihr im Stillen trauen, ohne jedoch diese Ehe öffentlich anzuerkennen. Mit den Jahren wurde er immer menschenfeindlicher und gefühlloser, und, wie er selbst prophezeit, zuletzt völlig wahnsinnig. In diesem Zustande starb er am 19. October 1745 in seinem 78. Lebensjahre.

S....r.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Swift,Jonathan — Swift (swĭft), Jonathan. 1667 1745. Irish born English writer known for his satirical works, including Gulliver s Travels (1726) and A Modest Proposal (1729). * * * …   Universalium

  • Swift, Jonathan — born Nov. 30, 1667, Dublin, Ire. died Oct. 19, 1745, Dublin Irish author, the foremost prose satirist in English. He was a student at Dublin s Trinity College during the anti Catholic Revolution of 1688 in England. Irish Catholic reaction in… …   Universalium

  • Swift, Jonathan — (1667–1745)    Satirist and Churchman.    Swift was ordained into the ministry of the Church of Ireland and he rose to become Dean of St Patrick’s Cathedral in 1713. He took part in both the political and religious life of his time, but he is… …   Who’s Who in Christianity

  • Swift, Jonathan — (1667 1745)    An Irish poet, writer, and political satirist who is probably best remembered for his book Gulliver s Travels. The description of the miniature and giant figures in this book, referred to as Lilliputians and Gulliverians, as well… …   Dictionary of Hallucinations

  • Swift, Jonathan — (1667 1745)    Born in Dublin his father was a lawyer whose family had gone to Ireland after the Restoration he attended Trinity College and from 1689 to 1699 was secretary to Sir William Temple in Surrey. After Temple s death, Swift was ordained …   British and Irish poets

  • Swift, Jonathan — ► (1667 1745) Escritor británico. Representante típico de la crítica demoledora de su época. Autor de: La batalla de los libros (1704) y de los famosos Viajes de Gulliver (1726), sátira de la Inglaterra de la época y de la sociedad humana, y… …   Enciclopedia Universal

  • Swift, Jonathan — (1667 1745)    Satirist, was b. at Dublin of English parents. Dryden was his cousin, and he also claimed kin with Herrick. He was a posthumous child, and was brought up in circumstances of extreme poverty. He was sent to school at Kilkenny, and… …   Short biographical dictionary of English literature

  • SWIFT, JONATHAN —    born at Dublin, a posthumous son, of well connected parents; educated at Kilkenny, where he had Congreve for companion, and at Trinity College, Dublin, where he was a somewhat riotous and a by no means studious undergraduate, only receiving… …   The Nuttall Encyclopaedia

  • SWIFT, Jonathan — (1667 1745)    English ANGLICAN theologian and SOCIAL satirist famous for his novel Gulliver s Travels (1726) …   Concise dictionary of Religion

  • Jonathan Swift — Nacimiento 30 de noviembre de 1667 Dublín Defunci …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”