- Baumwolle
Baumwolle kommt aus den Samenkapseln mehrerer Gewächse, welche theils baumartig, theils strauchartig sind, theils zu den Stauden oder krautartigen Pflanzen gehören. Am ausgebreitetesten ist die krautartige Baumwollenpflanze, ein Sommergewächs, das nur zwei bis drei Fuß hoch wird, und Samenkapseln von der Größe einer Wallnuß hat. Sie kommt im Süden von Europa, in der Levante und Ostindien vor. In Amerika, namentlich in Karolina, findet sich die zottige Baumwollenpflanze mit Kapseln von der Größe eines Apfels. In Ostindien und Aegypten ist die acht bis zwölf Fuß hohe baumartige Baumwollenpflanze, und ebenfalls in Ostindien und Amerika der Baumwollenbaum zu Hause. Der letztere erlangt oft eine Höhe von 20 Fuß. Wenn die Kapseln der Baumwollenpflanze die gehörige Reise erlangt haben, werden sie braun und springen mit einem schwachen Knalle auf, worauf man sie einsammelt, die Baumwolle herausnimmt, und den von ihr eingehüllten Samen der Pflanze absondert, welches mittelst einer Maschine geschieht. Die gereinigte Baumwolle wird in Säcke gefüllt, und durch Arbeiter in dieselben festgetreten; vor der Ladung auf die Transportschiffe aber durch Pressen noch mehr zusammengepreßt. Die beste Baumwolle ist die, welche sein, lang, weich, ohne Unreinigkeit und ohne Knoten ist, welche Eigenschaften besonders die aus Georgien in Amerika kommende, lange und gelbliche Sorte vereinigt. Die Länge der Baumwollfaser ist ein bis zwei Zoll, also geringer als die der Schafwolle; dafür aber übertrifft die Baumwolle die Schafwolle an Feinheit. Früher wurde die Baumwolle auf dem Rade gesponnen, seit Erfindung der Spinnmaschinen ist dieses aber abgekommen. Ehe die Baumwolle aber gesponnen werden kann, muß sie, da durch das starke Zusammenpressen der Ballen die Fasern gleichsam in einander gefilzt sind, erst wieder aufgelockert werden, wozu man sich ebenfalls eigener Maschinen bedienen kann. Hierauf wird die Baumwolle gekratzt oder gekrempelt, wodurch die einzelnen Fasern in gleichmäßige Lage gebracht und grobe, lockere Bänder hergestellt werden, welches noch vollkommener durch das nun folgende Dupliren oder Strecken geschieht. Durch ein dreifaches Spinnen werden die Bänder nach und nach mehr ausgedehnt und zu Fäden zusammengedreht, bis sie endlich diejenige Dehnung und Feinheit, in der sie als Baumwollengarn gehaspelt oder geweist, nach der Feinheit sortirt, verpackt werden und zur weiteren Benutzung, zu Verfertigung von Zeugen u. s. w. in den Handel kommen. Das gute Baumwollengarn muß fest, glatt und rund sein, es muß durchgängig dieselbe Stärkebesitzen, und den erforderlichen Grad von Drehung haben. Man unterscheidet Kettengarn und Einschlaggarn, indem jenes stärker gedreht sein muß, weil es zur Kette (das letztgenannte dagegen zum Einschlag) der zu webenden Stoffe dienen soll. Dasjenige Garn, welches gezwirnt werden soll, muß ebenfalls stark gedreht sein. Nach den verschiedenen Graden der Feinheit wird das Baumwollengarn mit Nummern bezeichnet. In Deutschland und England werden diese Nummern so bestimmt, daß sie die Anzahl von Strehnen oder Schnellern (zu 980 Wien. Ellen) angeben, welche zusammen ein engl. Pfund (so viel als 4/5 Wien. Pf.) wiegen. Daher wächst die Feinheit des Garnes mit der Nummer, und ein Garn von doppelt oder dreifach so großer Nummer als ein anderes Garn, ist auch zweimal und dreimal so fein als dieses. Das feinste, bis jetzt in England hergestellte Garn hatte die Nummer 350, ein Faden dieses Garnes, der ein Wiener Pfund schwer wäre, würde beinahe 45 Meilen lang sein.
O. M.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.