- Erfindungen
Erfindungen. In der Regel war es die Noth, die Mutter der Weisheit, dann auch der Zufall, welcher die Menschen auf die ersten Erfindungen leitete. Es waren nicht immer große Geister, von welchen die Erfindungen ausgingen; aber Andere bemächtigten sich derselben als eines Gemeingutes und bildeten sie zum Besten der Menschheit aus. Die Chinesen haben viele Jahrhunderte vor uns die nützlichsten Erfindungen gemacht; aber sie bildeten sie nicht aus; ihre ganze Bildung ist seit undenklichen Zeiten auf einer und derselben Stufe stehen geblieben. Je reifer der Menschengeist wird, je dringender die Nothwendigkeit, desto rascher folgen die Erfindungen: das Bedürfniß führt zu Combinationen, diese zu Versuchen. – Die Aegypter sollen den Ackerbau und den Pflug lange vor Moses erfunden haben, auch gab es schon damals irdene Töpfe; das Glas war 2000 Jahre vor Christus schon den Phöniziern bekannt, eben so wie die Buchstabenschrift. Die Kunst, hölzerne Buchstaben auf Leder abzudrucken, hatten die Chinesen 1000 Jahre vor Christus. Die Zahlenzeichen haben wir den Arabern zu verdanken, welche sie nach Spanien brachten. Die Kunst zu backen war 400 Jahre vor Christus in Rom allgemein bekannt. Das Pergament ließ König Eumenes von Pergamum 170 Jahre vor Christus zuerst verfertigen. Papier aus Baumrinde, Bambus u. dergl. verfertigte man in China und Japan schon 160 Jahre vor Christus. Glasfenster hatte man bereits 300 Jahre nach Christus, Glocken im 8. Jahrhunderte allgemein. Sie wurden zu Nola in Campanien erfunden. 400 nach Christus waren schon Orgeln in Jerusalem bekannt; die Römer legten im 4. Jahrhunderte Wassermühlen an der Mosel an; Windmühlen gab es schon zur Zeit der Kreuzzüge. Berthold Schwarz erfand das Schießpulver 1354 zu Freiburg im Breisgau, und Johannes von Guttenberg die Buchdruckerkunst zwischen 1424–1440. Die Brillen soll gegen Ende des 13. Jahrhunderts der Florentiner Salvino degli Amati, nach Anderen ein Mönch Alexander Spina erfunden haben; die Fernröhre ein Holländer, Johann Lippersein, das Spinnrad ein Steinmetz Jürgens im Braunschweigischen um 1530. Die Violine war schon zur Zeit der Kreuzzüge bekannt, das Siegellack wurde 1540 in Deutschland erfunden. Die Musiknoten hat zuerst Guido von Arezzo im Jahre 1026 gebraucht. Die Taschenuhren erfand ein Nürnberger, Peter Hele, im Jahre 1500. Das älteste Oelgemälde ist von Thomas de Mutina 1297 verfertigt worden. Die ersten Stecknadeln wurden 1543 in England gemacht. Das Klöppeln der Spitzen erfand 1561 Barbara Uttmann in Annaberg; das Stricken kam zu Anfang des 16. Jahrhunderts auf; beinahe zu derselben Zeit wurde die Taucherglocke erfunden; Otto von Guerike, Bürgermeister von Magdeburg, erfand 1650 die Luftpumpe, Toricelli 1643 das Barometer, Samuel Moorland 1670 das Sprachrohr. Die Graupenmühlen waren schon in Deutschland bekannt, als sie 1660 in Holland allgemein wurden. Den Strumpfwirkerstuhl erfand 1589 der Mathematiker Lee zu Cambridge. Das sächsische Porzellan (lange zuvor in China bekannt) erfand 1706 der Apotheker Bötticher, als er Versuche zum Goldmachen anstellte. Die Elektrisirmaschine erfand Franz Hawkesbe um 1706, die Repetiruhren van Huygens in der Mitte des 17. Jahrhunderts, Franklin 1749 den Blitzableiter und Bartolo Christofoli aus Padua das Pianoforte; die Gebrüder Montgolfier den Luftballon, der Engländer Savary 1700 die Dampfmaschine, Dippel 1708 das Berliner-Blau, der Schotte Franz Horn 1753 die Masernimpfung, Graf Caylus in demselben Jahre die Enkaustik, Chappe 1793 den Telegraphen, Sennefelder 1796 den Steindruck, Robert Parker zu derselben Zeit das Panorama und der Mechanikus Degen 1811 sogar die Kunst zu fliegen. – Noch ist aber das Feld, worin sich der Menschengeist bewegt, unbegrenzt und jeder Tag, ja jede Stunde bringt neue Erfindungen, Entdeckungen oder Verbesserungen zu Stande.
4.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.