- Geld
Geld, der Nerv aller Dinge, der Inhalt des Füllhorns alles Wünschenswerthen, wie der Pandorenbüchse so vielen Uebels, die vermittelnde Macht zwischen Willen und Besitz, der versöhnende Gott zwischen Bedürfniß und Ueberfluß, ewig im höchsten Recht, weil es in der höchsten Gewalt ist, Geld, ist das allgemeine Tauschmittel für alle Güter, der Träger ihres Werths, den es bestimmt. Nicht allein Metallstücke, wie sie in der ganzen civilisirten Welt als das Element der Werthbestimmung aller Dinge gelten, nicht ihre Bedürfnisse eintauschen, sind Geld, obwohl das Alterthum durch Jahrtausende kein anderes kannte. Das Papiergeld, ein Resultat des Mangels an gemünztem Metall, die Garantie für die Gesetzlichkeit der bestehenden Staaten, für den Kredit der Regierenden und das Vertrauen der Regierten, ist eine Erfindung der neuern Zeit. Die Phönizier prägten zuerst Metallstücke, Sparta kannte nur eiserne Münzen; bis in die Zeiten des Mittelalters herab war der Werth alles Geldes ein unendlich höherer und erst die Entdeckung von Amerika führte für die gesammte Thätigkeit der Welt eine neue Aera heraus. Seitdem fließen alljährlich aus den Minen Süd- und Nordamerika's unerschöpfliche Reichthümer, die der Handel mit dem Orient und die wachsende Bevölkerung früher unbewohnter Gegenden eben so schnell verschlingt. Wie nun der Werth des Geldes immer mehr gesunken ist, je mehr und unglaublicher Handel und Industrie sich gesteigert haben und je weniger in den letzten Jahrzehnden des allgemeinen Friedens eine Verwendung des Geldes für eingebildete Interessen der Staaten nothwendig war, so hat sich auch der Reichthum derselben mit der Beförderung des Geldumlaufs durch Gestattung freier und ungehinderter Erwerbsthätigkeit und durch den Wegfall der Schranken, die die Verbreitung der allgemeinsten Handels- und Industriebeziehungen über die ganze Welt zum Theil noch verhinderten, zur erfreulichsten Höhe erstreckt.
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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.