- Khalif
Khalif, d. h. Statthalter. So nannten sich Muhamed's Nachfolger, die in Einer Person die höchste geistliche und weltliche Macht vereinigten und die dem Islam unterworfenen Völker in Persien, Arabien, Aegypten, längs der Nordküste Afrika's und von da an bis an den Ebro und die Pyrenäen beherrschten. Der erste Khalif war Abubeker, der Vater der Ajedscha, der Gemahlin Muhamed's. Ihm folgte ein zweiter Schwiegervater und zwei Eidame des Propheten, die größtentheils bei Empörungen oder durch Gift um das Leben kamen. Später rissen mehrere Herrscherfamilien das Khalifat an sich. Abderahman gründete das Khalifat in Spanien und erhob das maurische Reich für ganz Westeuropa zu einer gefürchteten Macht. Von der Größe jener Zeit spricht noch Granada's Pracht und der Alhambra Herrlichkeit, die noch in Trümmern ehrwürdig ist. (S. Granada.) Unter den Abassiden erlangte das Khalifat zu Bagdad am Tigris den höchsten Glanz. Harun al Raschid (d. Gerechte), so oft erwähnt in den Mährchen von 1001 Nacht und andern orientalischen Sagen, war ein Zeitgenosse Karl's d. Gr. – Seit dem 16. Jahrhundert verschwinden die Khalifen aus der Geschichte. Die Beherrscher Persiens nennen sich von da an Shahs, und mit der Erstürmung Constantinopels lernen wir den Sultan, Padischah und Großherrn der Osmanen kennen. Der türkische Kaiser hat übrigens den Titel Khalif, Beherrscher der Gläubigen etc., noch beibehalten.
K.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.