Palmen

Palmen

Palmen, eine eigene, sehr große Familie, die sich in den letztern Jahren durch neue Entdeckungen bedeutend vermehrt hat, und wahrscheinlich noch weiter ausdehnen wird, da Südamerika, der schönere Theil der Palmenwelt, gewiß noch viele, nicht bekannte Gattungen enthält. Das eigentliche Vaterland der P. ist der heiße Erdgürtel, und nur einige Arten, wie die Dattel- und Zwergpalme, sind außerhalb der Wendekreise anzutreffen. In Europa wächst nur die Zwergpalme wild, und die Dattelpalme ist aus ihrer ursprünglichen Heimath nach dem südlichen Italien, Spanien und Portugal verpflanzt worden, wo ihre Früchte jedoch bei Weitem nicht dieselbe Vollkommenheit erreichen wie in Aegypten, Arabien etc. Einige Palmenarten lassen sich bei uns in Glashäusern unterhalten, ertragen aber selbst im heißesten Sommer die freie Luft des Nachts nicht. Die europäischen Pflanzensysteme kennen verhältnißmäßig nur wenige, systematisch-beschriebene Palmengeschlechter. Die meisten Gattungen blühen nur ein Mal im Jahr, und zwar in der Nähe des Aequators im Januar und Februar, allein es ist schwer zu den Blüthen zu gelangen, wegen ihrer hohen, mit mächtigen Stacheln gepanzerten Stämme, und weil die Palmen oft in so dichten Wäldern oder an sumpfigen Ufern stehen, daß Niemand sie erreichen kann. Besondere Kennzeichen der ganzen Palmenfamilie sind: ein einfacher, ast- und zweigloser Stamm, der gleichsam rohrartig, aber doch zugleich zähe, fest und hart genug ist, den stärksten Stürmen zu widerstehen; nicht wie andere Bäume von einer Borke oder Rinde, sondern von einem Bast umkleidet. Hinsichtlich der Höhe übertreffen die meisten Palmen alle andern Bäume, und die Wachspalme auf dem Andesrücken zwischen Ibagun und Karthago erreicht nach Humboldt die Riesenhöhe von 160 bis 180 Fuß. Gewöhnlich hören die Palmen am Ende der Andeskette in der Höhe von 600 bis 700 Toisen auf; doch steigt eine kleine Gruppe von Alpenpalmen noch bis zu 1800 Toisen Höhe aufwärts. Die Blätter sind bald dunkelgrün, bald auf der untern Seite silberweiß, bald wieder schilfartig, von dünnern, biegsamern Gefäßen gewebt und nach der Spitze hin gekräuselt. Die verschiedene Richtung dieser Blätter ist immer höchst malerisch, und nächst dem Stamm verdankt die Palme ihr hauptsächlich den Ausdruck hoher Majestät, der sie vor allen andern Bäumen auszeichnet. Einige hängen herab, andere streben himmelwärts. Eine der am schönsten geformten Palmen ist die Jagua-Palme, deren schlanker, glatter Stamm sich 60 bis 70 Fuß erhebt und über das Dickicht des Laubholzes wie eine Säule hervorragt. Die Spitzen des Laubes sind federbuschartig gekräuselt. Von ihrer Entstehung an wachsen die P. nur oben aus der Spitze weiter und gerade in die Höhe. Die Blüthe zeigt sich auch nur am Gipfel, und zwar theils zwischen, theils und am häufigsten unter den Blättern. Vor dem Aufbrechen sind die Palmenblüthen fast wie die Maisblüthe in einer gestielten, länglich-runden, zugespitzten Scheide eingeschlossen. Wenn sich der in dieser Scheide befindliche Blüthenkolben weiter ausdehnt, bricht diese letztere auf und wird endlich ganz abgeworfen. Bei den meisten Palmen sind die männlichen Blüthen gelblich, dicht aneinander gedrängt und fast welk, indem sie aus der Scheide hervortreten. In Gestalt und Farbe der Früchte herrscht die größte Mannigfaltigkeit. Die mauritia ist mit eierförmigen Früchten geziert, deren schuppige, braune, glatte Oberfläche ihnen das Ansehen junger Tannenzapfen gibt. Wer kennt nicht die große Cocosnuß der Cocospalme und die kleine Dattel der Dattelpalme! An Schönheit der Früchte, eierförmig, goldfarbig und zur Hälfte purpurroth, traubenartig zusammengedrängt vom Gipfel majestätischer Stämme herabhängend, kommen jedoch keine denen des pirigao von S. Fernando de Atabapo und S. Balthasar gleich. Gesellig zusammenlebende Pflanzen dieser Gattung sind die Fächerpalme, Dattelpalme und Mamacrops. Einzeln stehen die Cocospalme und mehrere andere. Erstere bildet an feuchten Orten herrliche Gruppen von frischem, glänzendem Grün. Durch ihren weit ausgebreiteten Schatten erhalten die Bäume die Nässe des Bodens, wodurch bei den Indianern der Glaube entstanden, daß sie durch eine geheimnißvolle Attraction das Wasser um ihre Wurzeln zusammen ziehe. Die P. gehören unstreitig zu den nützlichsten Gewächsen und besonders einige derselben befriedigen fast alle Bedürfnisse des Menschen. Blumensprache: Sieg, Ruhm und Friede.

L. M.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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