Schlangen

Schlangen

Schlangen, die bekannten Amphibien ohne Füße, Schwimmflossen und äußere Hörwerkzeuge, deren oberer Körper mit hornartigen, biegsamen, länglichrunden oder ziegelförmig gebildeten Schuppen besetzt ist, welche Schilder und, wenn sie um den ganzen Leib herumgehen, Ringe heißen. Der Rachen ist mit 2 Reihen Zähnen besetzt: die giftigen S. haben aber überdieß noch auf jeder Seite der obern Kinnlade 2 längere hohle Zähne. Wenn sie damit ein Thier verwunden, entladet sich das dahinter befindliche Bläschen seines Gifts, und dieses dringt durch die kleine Oeffnung des Zahns in die Wunde ein. Zu den merkwürdigsten Schlangenarten gehören: die Klapperschlange (s. d.), die Boa constrictor (s. d.), und die Nattern (s. d.), unter denen die Brillen-Natter die giftigste von allen S. ist. Sie hat ihren Namen von einer braunen Zeichnung auf dem Nacken, die einer Brille ähnelt. – Die Schlange spielte bekanntlich schon im Paradiese eine große Rolle. Sie repräsentirte im Oriente die List und Verführung, weßhalb auch Ahriman (s. d.) den Stier des Ormuzd in Gestalt der S. mörderisch anfällt; bei den alten Aegyptiern aber war sie der gute Genius der Fruchtbarkeit und Einsicht, und wurde hoch verehrt. Die zartsinnigen Griechen fühlten sich von ihrer kriechenden B wegung verletzt; daher umwallten der Mythe nach die Schläfe der Furien Haarlocken gleich aufgeschreckten Schlangen. Doch wurde die S. auch dem Aeskulap als Attribut beigegeben und als das Symbol der Wachsamkeit, Heilkunst und Zauberei aufgestellt. Auch war sie dem traumspendenden Apollo geheiligt und wurde darum bei den Orakeln aufbewahrt. In der nordischen Mythologie erscheint die S. als Sinnbild der Leidenschaften des Menschen. Schwanz beißende S. ist das bekannte Symbol der Ewigkeit. – Jede vornehme Römerin hatte außer ihrem Malthesischen Schooßhündchen auch eine eigene Favoritschlange, deren Aufsicht und Pflege einer besondern Sclavi anvertraut war. Es war dieß eine kleine S. von der zahmen und unschädlichen Art, die man gewöhnlich epidaurische Drachen nannte. Man nahm diese Lieblinge mit an Tisch und in's Bett, und die Damen von etwas hitzigem Temperament rühmten die kältende Natur dieser Thiere außerordentlich, ließen sie sich wie eine Halskette um ihren Nacken winden und hatten sonst mancherlei Kurzweil und Zeitvertreib mit ihnen. Streckte die Römerin ihre Hand aus, so schlang sich der Drache aus dem Schooße seiner Pflegerin, der Sclavin, an die Herrin hinan, und sie wies nun dem schmeichelnden Liebling unter allerlei Liebkosungen sein Ruheplätzchen an ihrer Brust unter der Tunika an, wo er, zwischen dem Busen sich anschmiegend, eine angenehme Kühlung ausströmte. – Noch jetzt richten die indianischen Gaukler S. zum Tanzen ab. Auch hat man in Hindostan eigene »Schlangenbeschwörer,« welche ein Mittel besitzen, die in einem Hause versteckten S. hervorzuzaubern.

V.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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