Agnes, Herzogin von Meran

Agnes, Herzogin von Meran

Agnes, Herzogin von Meran, Gemahlin des Grafen Otto II. von Orlamünde, hatte schon bei Lebzeiten ihres Gatten eine strafbare Neigung zu Albrecht dem Schönen, Burggraf zu Nürnberg, gefaßt. Als sie 1293 Witwe wurde, regten sich Hoffnungen auf seinen Besitz in ihrer Seele, denn sie hatte erfahren, daß auch er von ihrer Schönheit nicht ungerührt geblieben; aber vergebens erwartete sie auf ihrem Witwensitze Plossenburg seine werbende Annäherung. Ungeduldig strebte sie, vermittelst eines Vertrauten, ihn zu einer Erklärung zu veranlassen, doch diese war ihr ein dunkles Räthsel, das sie nur auf eine furchtbare Weise zu lösen vermochte. Vier Augen ständen seinen Wünschen im Wege , hatte er gesagt – sie deutete dieß auf die beiden zarten Kinder, die ihr aus ihrer Ehe geblieben waren, und faßte den Entschluß, sie ihrer wilden Leidenschaft zum Opfer zu bringen. Mit einer langen Nadel ihre Häupter durchbohrend, tödtete sie dieselben mit ihren eigenen Händen; doch diese unnatürliche Mordthat blieb keineswegs verschwiegen, wie sie gehofft hatte. Man klagte sie derselben an, und statt ein neues Eheband zu knüpfen und in Luft und Herrlichkeit ihre Tage zuzubringen, beschloß sie ihr Leben im schauerlichsten Kerker, wohin nur Abscheu und die tiefste Verachtung ihr folgten. Die Körper der ermordeten Kinder wurden in dem Kloster Himmelskron beigesetzt, wo sie noch im sechszehnten Jahrhundert völlig unversehrt zu sehen gewesen sein sollen. Sie selbst läßt der Volksglaube noch immer als sogenannte weiße Frau bei nächtlicher Weile umhergehen, und so durch ein gespenstisches und ruheloses Fortdauern ihr Verbrechen büßen.

A.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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