- Opfer
Opfer, eine der Gottheit feierlich dargebrachte Gabe, die entweder Bittopfer, Dankopfer oder Sühnopfer sein kann, je nachdem der Opfernde um etwas bitten, für etwas danken oder Verzeihung für begangene Sünden erlangen will. Der Ursprung des Opfers läßt sich bis in die älteste Sagengeschichte verfolgen. Die Idee, sich das höchste Wesen körperlich, und dem Menschen auch in Bedürfnissen ähnlich zu denken, war so verbreitet, daß Opfer allgemein als nöthig anerkannt und in alle Weisen des Gottesdienstes der Alten aufgenommen wurden. Auch die Libationen (s. d.) gehören dahin. Zuerst gab es Speiseopfer aus dem Pflanzenreiche, als Früchte etc., dann blutige, wie Rindvieh, Ziegen, Schafe etc., und später Menschen ihnen folgen die Rauchopfer: wohlriechende Hölzer, Weihrauch etc., Weiheopfer: Kleider, Waffen, edle Metalle etc., Keuschheitsopfer: Weihung des Gürtels von Jungfrauen vor ihrer Verheirathung etc. – Die Opfer der Indier hatten den milden Charakter, den der sanfte Himmel und das gesegnete Land über das ganze Volk verbreitet. Sie bestanden aus Reiskuchen, Wasserlibationen, Spezereien, heiligen Feuern, und zuweilen aus einem ganz weißen Rosse. Ihnen ähneln die O. der Perser. Der Opferdienst der Juden war anfänglich sehr roh, selbst zu den glänzendsten Zeiten Salomo's finden sich die gräßlichen Kinderopfer. Noch Jephta opferte nach einem Siege die eigene Tochter dem Jehovah. Sie hatten Rauchopfer (köstliche Essenzen), Dank-, Sünd- und Schuldopfer (Rinder und Kleinvieh), Trankopfer (Weine), Speiseopfer (Mehl, geröstete Körner mit Oel etc.) und Brandopfer (das schönste männliche Vieh) zur Versöhnung im Allgemeinen, auch bei Verunreinigungen durch Aussatz etc. Bei den Karthagern und Phöniziern erreichten die Opfer den höchsten Grad der Unmenschlichkeit. Bildnisse ihres Sonnengottes Baal oder Moloch, von ungeheuerer Größe, innen hohl, mit einem Stierkopfe und ausgestreckten Händen, standen an mehreren Orten bereit zum Empfange der unglücklichen Wesen, welche auf die Hände des Götzen gelegt, in seine glühende Höhle hinabrollten. Zuweilen wurden dazu Stiere und Pferde, meist aber Menschen, vorzüglich Kinder, erwählt. Nach einem unglücklichen Kriege nahm man einst 200 Kinder der Vornehmsten, ohne daß selbst die Mütter eine Spur von Trauer zeigen durften. Musik und Tanz umgab das Unthier. Der Astarte oder Venus Urania opferten sie Kuchen, Räucherwerk und besonders Ziegenböcke. So schwermüthig und düster wie der Kultus der Aegyptier zeigten sich auch ihre Opfer. Sie hatten nur Sühnopfer, da jeder sich sündenbelastet glaubte. Isis und Osiris erhielten reine Stiere und Kälber, auch Fremdlinge mit rothem Haare griff man auf. Alle griechischen Opfer erscheinen ihrem Wesen nach sehr einfach. Der Schäfer opferte ein Schaf, der Fischer Fische etc.; außerdem bestimmten auch die Eigenschaft der Götter über die Wahl. Mars erhielt wilde Thiere, Bacchus Böcke, die Ceres Schweine etc. Die Opfergebräuche der Römer stimmen meist mit den vorigen überein. Auffallend waren bei ihnen die Göttermahlzeiten, gewöhnlich nach einem Siege veranstaltet. Man besetzte die Altäre reichlich mit Speisen und legte die Bildnisse der Götter auf Sitze um den Altar herum. Nur Thiere ohne Tadel und ganz vollkommen, nahmen Roms Priester. Mit Kränzen und Blumen schmückten sie die Häupter der Stiere, ja zuweilen zeigten diese vergoldete Hörner. Von den Opfern der germanischen und scandinavischen Völker ist uns nur wenig bekannt. – Mächtige Fürsten trieben mit den Opfern oft eine große Verschwendung. So opferte Olympias, Mutter Alexander d. Gr., einmal 1000 Thiere, Kaiser Caligula bei Antritt seiner Regierung gar 160,000 Ochsen. Erst das Christenthum erschütterte den Opferkultus. Christus verwarf die jüdischen und heidnischen Opfer, und drang auf Tugend und Frömmigkeit. Der Apostel Paulus aber erklärte Christi Tod für ein zum Besten der ganzen Menschheit dargebrachtes Sühnopfer, durch nvelches alle anderen überflüssig würden. Vergl. Abendmahl.
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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.