Eleusinien (Mythologie)

Eleusinien (Mythologie)

Eleusinien (Mythologie), Eleusinische Geheimnisse, oder Mysterien. Demeter oder Ceres, die große Mutter der Fruchtbarkeit, hatte in der attischen Stadt Eleusis einen, vom Baumeister Iktinos erbauten, herrlichen Tempel, zu dem auf dem heiligen Wege zur Feier der großen Mysterien die Schar der Eingeweihten zog. Das Tempelinnere blieb jedem profanen Auge verschlossen, und die Weihen wurden unter geheimnißvollen Ceremonien in unterirdischen Gewölben ertheilt. Die Neophyten opferten der Ceres ein Schwein, reinigten sich mit heiligem Wasser, und wurden mit Myrten bekränzt, in das Heiligthum geführt, wo ihnen der Hierophant die geheimen Lehren ertheilte, und wo durch außergewöhnliche Erscheinungen auf die Sinne der Neulinge gewirkt wurde. Die Eingeweihten standen unter dem besondern Schutz der Ceres: Verbrecher erhielten die Weihe nie, Fremde nur dann, wenn sie das atheniensische Bürgerrecht gewonnen hatten, eine Regel, der sich selbst Herkules, Kastor und Pollux unterwarfen. Auf der Ausplauderung und Enthüllung der Geheimnisse stand Todesstrafe. Die Lehre der Mysterien bestand in dem Unterricht einer hohen Priesterweisheit, die sich über religiösen Cult, über übersinnliche Ahnungen, wie über ewig feststehende Wahrheiten verbreitete, sich aber dabei einer poetischen.Bildersprache bediente, bei welcher hauptsächlich das Bild der Palingenesie der Pflanzen vorherrschend war. Der Eingeweihte blieb fünf Jahre lang nur ein Wissender der kleinen Geheimnisse, und hieß ein Jahr lang Mysta, später wurde er Epopte. Die Feier der Mysterien, welche theils im innersten Tempelheiligthum auf verhüllte Weise, theils öffentlich begangen wurde, begann am 15. Tag des Mondes Boëdromion, und endete am 23. Tag desselben. Der erste Tag war Vorbereitungstag, der zweite großer Reinigungstag durch Baden im Meer, der dritte, Fasttag, am vierten war ein feierlicher Umzug, wobei die heiligen Körbe der Ceres auf einem Wagen umhergeführt wurden; am fünften Tag war Fackelprocession, um an das Suchen der Ceres nach Proserpina bildlich zu erinnern. Der sechste, festlichste Tag hieß Jakchos, an welchem die myrtenbekränzte Bildsäule des Jakchos, Sohnes der Demeter, in feierlichem Umzug vom Ceramikus nach Eleusis getragen wurde; dieß geschah unter freudigem Zu- und Anruf des Gottes auf der heiligen Straße. Der siebente Tag wurde mit Spielen und andern mysteriösen Gebräuchen begangen, und am achten fand eine Nachfeier zu Gunsten aller Spätgekommenen Statt, weil Aeskulapius einst, zu spät kommend, an diesem Tage die Weihen empfangen. Am neunten Tag, der das Fest beschloß, wurden symbolische Libationen vorgenommen. Während der ganzen Dauer des Festes durfte Niemand verhaftet oder in Anklagestand versetzt werden. – Auch Frauen wurden in die Mysterien eingeweiht, und nahmen Theil an deren feierlicher Begehung. Schiller's schönes Gedicht: Das eleusische Fest, faßt nur die eine ursprüngliche Bedeutung derselben, die Erinnerungsfeier an die durch Ceres der Menschheit zu Theil gewordenen Wohlthaten, Versittlichung durch feste Wohnplätze und Getreidebau auf eine zarte und dichterisch schöne Weise auf.

–ch–


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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