- Epinay, Luise von
Epinay, Luise von, Luise Florence Patronilla de la Live d', unter den zahlreichen Frauen, die in Frankreich im Laufe des verwichenen Jahrhunderts durch Geist und Liebenswürdigkeit Bewunderung und Nachruhm einernteten, eine der geistreichsten und gewandtesten, war die Tochter eines Officiers, der auf dem Bette der Ehre einen rühmlichen Tod gefunden hatte. Einflußreiche Freunde in der Hauptstadt, veranlaßten ihre Verbindung mit dem reichen de la Live de Bellegarde; Luise aber fühlte sehr bald, wie wenig der wüste Charakter und die niedrige Denkart ihres Gatten geeignet waren, ihr die Achtung für ihn einzuflößen, welche die Grundstütze jeder dauernden Neigung sein muß, und beide trennten sich durch freiwillige Uebereinkunft. Sie lernte kurz nachher J. J. Rousseau, den liebenswürdigen Philosophen, kennen und blieb nicht unempfindlich für die Huldigungen des Mannes, auf dessen Geist Frankreich und die gesammte Mitwelt stolz waren. Er bewarb sich um die Gunst der schönen Frau, die mit den Reizen der äußern Anmuth die Vorzüge einer hohen Bildung und eines reichen Gemüthes verband. Rousseau verdankte seiner Freundin sehr viel, unter Andern ließ sie ihm im Thale von Montmorency ein Haus bauen, die später so berühmt gewordene Eremitage. Mit der Zeit wurden sich beide fremder, Rousseau fand es unerträglich, daß Luise für die Versicherungen seiner Freundschaft kälter zu werden schien, und die Stimme der Eifersucht flüsterte ihm, uneingedenk der Wohlthaten, mit denen sie ihn überhäuft hatte, zu, daß sie Andere mehr als ihn begünstige. Die bittern Klagen in seinen »Confessions« beziehen sich auf diesen Argwohn, der endlich in einen offenbaren Haß aufflammte. Luise lebte seit der Trennung ihres Verhältnisses zu Jean Jacques in der Zurückgezogenheit ihren literarischen Arbeiten mit so glänzendem Erfolg, daß ihrem Werk über Erziehung »Conversations à Emilie« 2 Bde., 1781, vor dem ihrer Mitbewerberin, der Gräfin Genlis, der Preis zuerkannt ward. Sie starb 1783.
T.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.