- Feigenbaum
Feigenbaum, (ficus) aus der Familie der Urticeen, eine Pflanzengattung, von welcher jetzt 118 Arten bekannt sind, mehrentheils Bäume, selten Sträucher, deren Aeste und Blätter alterniren. Die meisten Feigenbäume sind in Südeuropa und in den Tropenländern zu finden; bei uns gedeihen sie in warmen Häusern und nur einige Arten im Freien, doch sind deren Früchte nicht so schön und süß wie in ihrem Vaterlande, können auch nur roh gegessen, nicht eingemacht und getrocknet verschickt werden, wie in Asien und Südeuropa, wo der Baum zwei Mal des Jahres und sehr reichlich trägt. Von dem gemeinen Feigenbaum gibt es drei verschiedene Arten. Eine mit bloß männlichen Blüthen, die zweite mit bloß weiblichen Blüthen, und die dritte mit beiden auf einem Stamm. Das Holz dieses Baums ist schwammig, und im Frühjahr leicht zu biegen. Aus der glatten grünen Rinde fließt, wenn sie aufgeritzt wird, ein bitterer, milchartiger Saft, der so viel Schärfe hat, daß man Warzen damit wegbeizt. Fast dieselbe Eigenschaft bemerkt man bei dem ausgepreßten Saft der großen, dunkelgrünen Blätter. Die Blüthe der Feige sitzt, von außen unsichtbar, innerhalb der Frucht verschlossen, und diese bricht ganz nackt an den kahlen Zweigen neben einer Blattknospe hervor, zuerst Ende März und im Juli reisend. Die Früchte haben entweder eine runde oder längliche Form und sind theils weiß, theils violet. Die weißen, runden zeichnen sich vor allen andern durch ihre Süßigkeit aus. Diejenigen Feigenbäume, an welchen sich männliche und weibliche Blüthen befinden, können leicht befruchtet werden; bei den beiden andern Arten geschieht dieß jedoch auf eine ganz eigenthümliche und merkwürdig künstliche Weise, welche in der Levante gebräuchlich ist und Caprification heißt; man hängt nämlich abgepflückte männliche Blüthen an diejenigen Bäume, welche nur weibliche Blüthen tragen. Eine andere natürliche Befruchtung erfolgt, da die geringe Oeffnung der Feigenblüthe das Eindringen des männlichen Staubs auf die weibliche Blüthe sehr erschwert, durch eine Art Fliegen- oder Gallwespe, die ihre Eier in die innere Höhlung der männlichen Blüthe legt, und später als geflügeltes Insekt mit dem männlichen Staub bedeckt hervorgeht und die weiblichen Blüthen besucht. Die Vermehrung des Feigenbaums geschieht sowohl durch Stecklinge, als auch durch Aussaat des Samens. Der Baum verlangt viel Feuchtigkeit. Im Handel unterscheidet man zwei Arten. Korbfeigen, welche aus Portugal, Spanien, Frankreich und Italien in großer Menge kommen, und Faßfeigen, welche Cypern versendet. Die genuesischen sind dunkelpurpurroth, die malteser und dalmacischen Feigen gehören zu den besten. In Spanien macht man ein herrliches Confekt, Feigenkäse genannt, aus den süßesten Feigen, Mandeln, Nüssen und mancherlei Gewürzen, welche Mischung die Gestalt eines Käses erhält. In alten Zeiten sollen die Kampfer zur Vermehrung ihrer Kräfte die Feigen in großer Menge verzehrt haben. Noch jetzt machen sie auf einigen Inseln des ägäischen Meeres nebst Brod fast die einzige Nahrung der Einwohner aus. In den Apotheken werden sie getrocknet, wegen ihrer zertheilenden Eigenschaften oft medicinisch angewendet.
L. M.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.