Fieber

Fieber

Fieber, nennt man den krankhaften Zustand, welcher sich besonders durch veränderte Thätigkeit des Herzens und der Gefäße äußert, und in Folge der dadurch umgestimmten Thätigkeit aller Organe des Körpers, die mannichfaltigsten Empfindungen hervorbringt, die nach den besondern veranlassenden Ursachen des Fiebers und den am meisten ergriffenen Organen vorherrschend sind. Im Allgemeinen sind Unruhe, eingenommener Kopf, wechselnde Empfindung des Fröstelns und der Hitze, Schauder, Ziehen in den Gliedern, Mattigkeit, Niedergeschlagenheit, Angst. Unlust, Blässe und überlaufende Hitze des Gesichts, trüber Blick, bläulich umränderte Augen, Appetitlosigkeit, veränderter Geschmack, Durst, veränderte Absonderungen, Schlaflosigkeit zu den Zeichen des Fiebers zu rechnen aber das vollkommene Bild dieser Krankheit ist unmöglich zu zeichnen, da die Klasse der fieberhaften Krankheiten zu groß ist. Das Fieber ist eigentlich nur die Folge einer im Körper entstandenen Krankheit, einer Störung in den gewohnten Lebensäußerungen einzelner Organe; eine erhöhete Thätigkeit der Lebenskräfte, wodurch die entstandene Unregelmäßigkeit wieder gehoben werden soll; ein Kampf, in welchem die richtig geleitete Natur bei heilbaren Uebeln den Sieg davon trägt, und bei unheilbaren der vergeblichen Anstrengung endlich unterliegt. Von allen wissenschaftlichen Erklärungen ist diese für den Laien am verständlichsten und sie scheint auch die richtigste zu sein, da im gefunden Zustande jedes Mal im Körper fieberhafte Bewegungen entstehen, wenn es gilt, fremde, aber naturgemäße Eindrücke, wie genossene Speisen oder Seelenempfindungen, zu überwinden oder Entwickelungen desselben zu unterstützen. So entsteht in der Zeit der Verdauung bei erhebenden und niederdrückenden Affecten, bei der Bildung der Zähne und in der Zeit, wo der Körper seiner höheren Bestimmung gemäß reist, ein mehr oder weniger starkes Fieber, je nachdem jene Ursachen mächtig ergreifen oder bei diesen der Körper schwach ist. Man konnte diese Aufregungen, so lange als sie nur vorübergehend und für den gefunden Menschen fast unmerklich sich äußern, gesunde Fieber nennen, die aber nur wenig bedürfen, um in ein krankhaftes, dauerndes Fieber überzugehen. Eine reichliche Mahlzeit erregt fieberhaft, braucht aber nicht krank zu machen; sehr leicht aber entsteht durch Wiederholung oder durch vermehrende Nebenursachen eine Ueberreizung des Magens, eine Ansammlung von Unreinigkeiten, eine Schwache der Verdauung, welche das gastrische oder krankhafte Verdauungsfieber erzeugt. Nach diesen Ursachen gibt es viele Arten der Fieber. Fehler der Gallbereitung erzeugen Gallenfieber, Entzündungen einzelner Organe oder Systeme Entzündungsfieber, gestörte Nerventhätigkeit, Nervenfieber, Wunden, Wundfieber, die damit verwandten Hautkrankheiten, Ausschlagsfieber, Fäulniß der Säfte, Faulfieber, tödtliche Vereiterungen edler Organe, Zehrfieber, die auch von allgemeiner Schwäche entstehen u. s. w. Jedes Fieber hat seinen periodisch sich erneuenden Verlauf der Zu- und Abnahme. Bei den meisten Fiebern ist dieß jeden Tag der Fall, und die Höhe des Anfalls fällt nach der Art der Krankheit in die Morgen-, Mittags- oder Abendstunden, doch gehen diese Anfälle unmerklich in einander über, so daß keine fieberfreie Zeit zu finden ist; einige, besonders die hektischen Fieber, haben zwei solche Verstärkungen. Die kalten oder Wechselfieber haben aber zwischen den einzelnen Anfällen wirklich fieberfreie Zeiten und durchlaufen in jedem Anfalle obige Zeiträume.

D.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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