Friedland

Friedland

Friedland. Unsern der Grenze, welche die Nieder-Lausitz von Böhmen scheidet, im bunzlauer Kreise des genannten Königreichs, liegt in einem freundlichen, von waldigen Hohen umgebenen Grunde das an und für sich wenig bedeutende Städtchen Friedland mit nur 2500 Einwohnern, die zum großen Theil Woll-, Baumwoll- und Leinewandweberei beschäftigt. Ueber dem kleinen, gewerbfleißigen Orte (Hauptstadt der Herrschaft gleiches Namens) erhebt sich jedoch, umspült von den reißenden Gewässern des Bergflusses Wüthige, ein nur von der Stadtseite zugängliches Felsenplateau aus dem Kessel des Thales und von ihm schauen die theils alterthümlichen, theils der neuern Zeit gehörenden Bauten des aus der Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts so bekannten Schlosses herab, von welchem der berühmte Held des 30 jährigen Krieges, Wallenstein, 12 Jahr lang den Herzogstitel trug. Dieser Name nun zieht alljährlich, wenn mit der Frühlingssonne die Ausflüge der Reise- und Schaulustigen beginnen, deren Viele nach Friedland; aber die Meisten, denen das Schiller'sche Ideal vorschwebt, sehen sich unangenehm überrascht, wenn ihnen von jenem großen Mann dort fast gar keine sichtlichen Erinnerungen vor das Auge treten, und endlich das widrige Portrait, welches als das Seinige gezeigt wird, auch die letzte Illusion zerstört. Viele andere Gemälde indessen, welche einer noch frühern Zeit angehören, entschädigen reichlich für die getäuschte Erwartung; unter ihnen vorzüglich die Portraits der freiherrlich Redern'schen Familie, die das Schloß vor Wallenstein besaß und nicht weniger anziehend, als die des gewaltigen Kriegsfürsten erschiene vielleicht ihre Geschichte, wenn ein gewandter Erzähler sie uns ausführlicher mittheilte, wie hier der Raum es zu thun gestattet. Melchior von Redern, der ehrwürdige Greis, dessen Bild das allen Fremden zuerst geöffnete Zimmer nebst denen seiner stolzen Gemahlin, der blonden Gräfin Katharine, geborne Gräfin Schlick von Passau und Weißkirchen und ihres einzigen Sohnes enthält, war Hofkriegspräsident und Feldmarschall Rudolph's II. im Kriege gegen die Türken vom Jahre 1593–1600. Er zeichnete sich durch unverbrüchliche Treue gegen seinen Monarchen, eifrige Anhänglichkeit an die neue evangelisch-luther'sche Lehre und große Tapferkeit in mehrern dem Erbfeinde der Christenheit gelieferten Schlachten aus Nach der glorreichen Eroberung der Festung Papa in Ungarn führte er eine Menge kriegsgefangener Türken mit nach der Heimath. In ihrer Zahl befand sich auch ein junges Mädchen, die wohl ein nicht gewöhnliches Interesse dem Hause des Siegers verbinden mußte, da auch ihr viel Theilnahme einflößendes Bild nebst den drei oben genannten aufbehalten ward. Die Rüstkammer bewahrt noch ihre reich verzierte Laute und ihre niedlichen, körbchenähnlichen Schuhe. Melchior starb 1600 von der Armee heimkehrend. Seine Gemahlin ließ ihm ein prachtvolles Denkmal von Marmor errichten, welches 36,960 Thaler kostete und von einem damals berühmten Bildhauer, Meister Erhard Heinrich von Amsterdam, ausgeführt ward und die Stadtkirche, wo es steht, zum Wallfahrtsorte für Künstler macht. Christoph von Redern, der schöne, junge Ritter, welchen das neben der Türkin hängende Portrait verewigt, folgte seinem Vater im Besitze der Herrschaft Friedland, mußte jedoch, weil er als Protestant sich der Partei des sogenannten Winterkönigs (s. Elisabeth, T. König Jakob's I) angeschlossen hatte, nach der Schlacht am weißen Berge flüchtig werden. ward in die Acht erklärt und sein Erbe als das eines Rebellen dem Wallenstein gegeben Arm und unbekannt starb er, nach vergeblichem Bemühen, sein Eigenthum wieder zu erlangen, mit seiner Mutter, wie man glaubt, in Polen. Friedland bewohnte der nachherige Besitzer selten, und nachdem auch er in kaiserlicher Ungnade geendet hatte, ward Graf Gallas damit beliehen. Gegenwärtig gehört es einem Abkömmlinge des Letztern. dem Grafen Clam-Gallas, der es eben so wenig bewohnt, aber Viel zu seiner Verschönerung und Bewahrung der Sehens-


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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