- Genoveva, Herzogin von Brabant
Genoveva, Herzogin von Brabant, Herzogin von Brabant, Pfalzgräfin am Rhein, geboren um das Jahr 710. Da das menschliche Gemüth nichts leichter reizt als unterdrückte und beleidigte Unschuld, nichts inniger befriedigt als ihre Beschützung und Rettung, so hat das Schicksal der Gemahlin des Pfalzgrafen Siegfried von Mayenfeld, der reizenden Tochter Otto's Herzogs von Brabant eine ungewöhnliche Theilnahme erweckt. Die Sage hat dasselbe der Nachwelt aufbewahrt und mehrere Dichter, wie Schmid, Tieck und Müller, haben diesen Stoff benutzt. Sie schildern mit den lebendigsten Farben die Gefahren des häuslichen Glückes und der zärtlichsten Liebe; die finstre Macht der Verleumdung und ungezügelten Eifersucht mit ihren traurigen Folgen; das tiefe Elend einer hilflosen, mit ihrem Säugling grausam verstoßenen Mutter, so wie die wunderbare göttliche Fügung und unerwartete Hilfe in äußerster Noth; bis nach qualvollen Prüfungen die Tiefgebeugte mit ihrem lieblichen Kinde in den Armen des fürstlichen Gemahls liegt, der erschüttert und enttäuscht im Gefühl seines Unrechts um Vergebung bittet und die verkannten Unglücklichen nach der staunenden Pfalz zurückführt. Kurz nach seiner Vermählung (732), sah sich Siegfried genöthigt, mit seinen Mannen zu Karl Martel's Kriegsheer zu stoßen, das damals wider Abderrahman stritt, um die bisher unbesiegbaren Araber zu bezwingen. Er ließ seine Gemahlin zu Hohen-Simmern und übertrug die Sorge für sie Golo, dem Intendanten der Burg, auf den er sich verlassen zu können glaubte. Golo mißbrauchte dieß edle Vertrauen und suchte die Gemahlin seines Herrn zu verführen. Da es ihm aber mißlang, sann er auf Rache, und schrieb dem Pfalzgrafen, er habe von Genoveven bald die Früchte einer entehrenden Pflichtvergessenheit zu erwarten, zu einer Zeit, wo diese ihrer Niederkunft entgegen sah. Siegfried, der Verleumdung glaubend, befahl durch Briefe, Golo solle Mutter und Kind unverzüglich erwürgen und in einen See werfen. Doch eben die Diener, welchen Golo die Vollziehung dieser Gräuelthat auftrug, wurden von Mitleid ergriffen und setzten Mutter und Kind im Ardennerwalde aus. Dort war es, wo Genoveva von aller menschlichen Hilfe entfernt, der Sage nach, durch eine Hirschkuh gerettet wurde. Diese blieb während 5 langer Jahre die treue Begleiterin der Unglücklichen. Von ihrer Milch ernährte die Mutter das Kind, während sie selbst von den Früchten des Waldes sich erhielt. In so traurigem Zustand fand Siegfried, ihr Gemahl selbst, am 6. Januar 737 die Pfalzgräfin wieder, als er eben auf der Jagd jene Hirschkuh verfolgend an die Höhle gekommen war, die sie sich zum Aufenthalt gewählt hatte. Er erkannte sie und ergriffen von Staunen, Mitleid und Verwunderung umschlang er Mutter und Kind, beide mit Thränen und Küssen bedeckend. Bald versammelte sich das Jagdgefolge um diese rührende Scene und trug die Gräfin und ihren Liebling unter Jubeln und Glockengeläute nach der Pfalz. Nicht lange nachher erbaute Siegfried von Mayenfeld zum Gedächtniß an dieß traurige Ereigniß, so wie an die glückliche Wiedervereinigung, zu Andernach, eine Kirche; eine andere auf dem Orte, wo er seine unglückliche Gemahlin wieder fand. Beide erhielten den Namen Frauenkirchen und ihre altergrauen Ruinen stehen noch jetzt.
K.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.