- Gersdorf, Charlotte Eleonore Wilhelmine von
Gersdorf, Charlotte Eleonore Wilhelmine von, unter den Romanschriftstellerinnen Deutschlands eine der fruchtbarsten und geschätztesten, ist die Tochter des Regierungsrathes und Domherrn Kaspar Friedrich von Gersdorf und zu Oberbellmannsdorf in der Niederlausitz am 28. Octbr. 1768 geboren. Die trefflichste Erziehung entwickelte in ihr schon frühzeitig einen reichen Schatz schlummernder Anlagen; ihre edle Mutter bildete sie streng für weibliche Bestimmung, eine würdige Lehrerin hingegen für die größere Welt und in die Reihe der ernstern Wissenschaften führte sie der Vater ein, der selbst Freund und Vertrauter derselben war. So fand jedes Talent des fleißigen Kindes Anregung und Aufmunterung, noch erstaunenswerther aber als ihre Fortschritte war die Schnelligkeit, mit der ihre unerschöpfliche Einbildungskraft Keime der Dichtkunst zu Blüthen entfaltete. So entstand in ihrem 16. Jahre die so beifällig aufgenommene »Familie Walberg,« deren Herausgabe ein Freund besorgte, ohne daß die Verfasserin selbst damit einverstanden war. Mit der änglichsten Sorgfalt behauptete sie ihre Anonymität, selbst als eine große Anzahl von Gedichten, welche sie im lausitzischen Magazin mittheilte, allgemeine Anerkennung fand und die Kenntniß des Namens der liebenswürdigen Dichterin wiederholt gewünscht ward. 1792 verheirathete sie sich mit dem Kammerherrn Friedrich August Gottlob von Gersdorf und bezog mit ihm das Gut Biesig bei Reichenbach, nach dessen Verkauf sie einige Jahre in Bautzen lebte. Seit 1811 hat sie namentlich wegen der Erziehung ihrer Kinder, von denen nur drei am Leben sind, ihren beständigen Wohnsitz in Dresden. Zwanzig Jahre blieb ihr wahrer Name verborgen und erst seit 1810 hat sie denselben genannt. Die Anzahl ihrer Schriften ist ziemlich bedeutend; unter den Romanen dürften »die Familie Walberg,« »Aurora, Gräfin von Königsmark,« »die Himmelfahrtstage oder die Ahnung,« »Eternelle«, »Renate«, »der Eichwald oder die Ruinen von Oedenburg« und »die Kreuzritter, nach dem Englischen der Miß A. M. Porter« als die gelungensten zu nennen sein. Minder ausgezeichnet sind ihre Gedichte.
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