Geschlecht, weibliches

Geschlecht, weibliches

Geschlecht, weibliches, weibliches. Schon in den ersten Zeiten des Lebens treten die Unterscheidungszeichen des Geschlechts körperlich und geistig hervor. Das Mädchen ist zarter gebaut, hat einen kleinern Kopf, zierlichere Knochen, nährt und zieht sich leichter auf, und gedeiht bei dürftigerer Nahrung als der Knabe. Sitte und Erziehung geben dem kleinen Mädchen bald das äußere Gepräge, obgleich die Kindergestalten in den ersten Jahren nach gleichem Schritt gehen. Bald aber überholt das Mädchen geistig den Knaben, dessen Körper zwar schneller wächst, der aber vom Mädchen im Gebrauche bald übertroffen wird. Des Knaben Spiele sind Kampf und tobende Luft, das Mädchen nimmt noch lebhaft Theil daran, aber baldige Erschöpfung beweist, daß diese Freuden ihm zu heftig, für die Kräfte unpassend sind. Kaum ein Jahr alt spielt das Mädchen mit der Puppe in der Ahnung seiner künftigen hohen Bestimmung, und diese prägt sich in jedem Spiele, in jeder spätern Beschäftigung aus. In den ausgehenden Kinderjahren ist das Mädchen schon zierlich, natürlich kokett, sorgfältig in Kleidung, die es schon als Kind beglückte. Im 15. Jahre ist das Kind zur Jungfrau (s. d.) geworden, der Körper erlangt die seiner Bestimmung nöthige Vollkommenheit, Fülle und Schönheit und den bezaubernden Glanz edler Weiblichkeit. Der weibliche Körper ist schwächer, der Charakter nachgiebieger; das Gehirn und Nervensystem überwiegend, der Geist brillanter, die Brust enger, die Seele fürchtend; die Organe der Verdauung thätig, die Ernährung lebhaft; die Stimmungen sind wechselnd, weil der Körper von so manchen Beschwerden heimgesucht wird, und es entsteht der Hang zu Zerstreuungen, um jene vergessen zu machen. Später wenn das Mädchen Gattin und Mutter wird, tritt der weibliche Körper auf die höchste Stufe seiner Kräfteentwickelung und beurkundet eine unendliche Weisheit des Schöpfers, eine große Ausdauer in Beschwerden und Aufopferungen. In den Jahren von 42–50 gehen im weiblichen Körper Veränderungen vor, welche eine Abnahme seiner edlern Kräfte beurkunden und das Alter ankündigen. Im Allgemeinen ist das weibliche Geschlecht schneller im Durchleben der ersten Lebensalter. Es reist zeitiger, aber es altert auch früher. Ein thätiges, bewegtes Leben, Vermeidung zu vieler geistiger Anstrengung und verzehrender Leidenschaften, ein häuslicher, kräftiger Sinn, eine sorgsame, aber nicht ängstliche Pflege des Körpers, das sind die sichersten Bürgen für ein hohes Alter auch bei dem weiblichen Geschlechte.

D.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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