- Kleidung (weiblich)
Kleidung (weiblich) (weibliche). Die Bekleidung im Allgemeinen entspringt aus dem Bedürfnisse, sich vor den Einwirkungen der Atmosphäre zu schützen, kann aber eben sowohl die Gesundheit bewahren, als sie vernichten. Abgesehen von der zu warmen Kleidung, welche verweichlicht und den Körper für Krankheiten nur empfänglich macht, kann die Unzweckmäßigkeit in der Form auch das gesunde, gleichmäßige Gedeihen des Körpers hindern. In letzterer Beziehung sei hier der höchst beklagenswerthe Gebrauch gerügt, die Kleider der Kinder über die Brust schmal, knapp anliegend und über den Mücken weit zu machen. Auf diese Weise preßt man die Brust ein, zwängt die Arme vor, nöthigt den Körper zu einer geduckten Stellung und begünstigt die Anlage zu Lungenübeln; hindert außerdem die freie Bewegung der Arme, also die Ernährung derselben und der Brustorgane, die für das weibliche Leben von so unendlich hoher Bedeutung sind. Dem Schnürleibe, diesem unnatürlichsten Theile der weiblichen Kleidung, ist ein eigener Artikel gewidmet. Die Kleidung der Frauen muß, wie überhaupt alle Kleidung, der Lebensweise, dem Klima und der Beschäftigung angemessen sein. Zur Arbeit vorzugsweise bedarf man einer leichten, nicht beengenden und hindernden Tracht, eine Regel, die nur zu oft vernachlässigt wird. Was in warmen Gegenden zweckmäßig ist, würde in kalten höchst unpassend sein, und es ist thöricht, die Mode auf ein unpassendes Feld zu verpflanzen. Aber nicht nur die Wohlfahrt des Körpers, auch die Aesthetik macht gleich große Ansprüche auf die Wahl der Bekleidung. Eines der edelsten Attribute der Weiblichkeit ist die Schamhaftigkeit, die bei einer vorgeschrittenen Kultur engere Grenzen zieht, als bei den wilden Kindern der Natur. Aber auch die nur mit leichten Hüllen umgebene Wilde, die ärmste Negersklavin kennt das Erröthen der Jungfräulichkeit, ohne welches das Weib der Weiblichkeit entbehrt. Die Schönheit des Weibes ist eine edle Blume, die nur in der Verborgenheit erblüht und wie diese, durch die Sonnenstrahlen Farbe und Geruch verliert. Es liegt eine herrliche Poesie in der Sitte der Orientalinnen, tief verschleiert einherzugehen und den Schleier mit Entrüstung fallen zu lassen wenn Unheiligkeit des Blickes eine Lästerung der heiligen Weiblichkeit bekundet. Im Alterthume, wo das Leben des Weibes bei den gebildeten Völkern sich meistens auf das Haus beschränkte, war die Kleidung bequem, leicht und häuslich. Die faltenreiche Tunica der Griechinnen und Römerinnen war das ungezwungenste, aber von künstlerischer Einfachheit geadelte Negligé, dem die Gewänder unserer Zeit nicht gleich kommen. Als das Leben der Frauen Theil an der Oeffentlichkeit nahm, entstanden die fest anliegenden Gewänder, entstand die Ueberfüllung mit Schmuck und Zierath, entstanden alle jene Künste der Toilette, die nur zur Bewunderung und zu Siegen herausfordern. Welchen Theil übrigens der größte Tyrann der Frauen, die Mode, an deren Bekleidung im Laufe der Zeiten hatte, dieß ist in dem Artikel Moden zu ersehen; hier sei nur noch erwähnt, daß die Natur den weiblichen Körper schmäler in den Schultern, breiter in den Hüften bildete, und daß jede Tracht, die dieses Verhältniß beeinträchtigt, eine geschmacklose ist. Einfachheit ist für die wahre Schönheit der edelste Schmuck. Ueberladung ist nur an Schönen erträglich. Wenn ferner die weibliche Kleidung die Schönheit im strahlenden Lichte zeigen soll, muß in ihr strengste Ordnung und die höchste Sauberkeit herrschen. Das Weib ist der Repräsentant der Ordnung, Sitte und jeder bürgerlich-häuslichen Tugend. Aber wie könnten diese bestehen, wenn Unordnung Und Nachlässigkeit im Anzuge auf unweibliche Richtungen schließen lassen? Reinlichkeit ist unzertrennlich von jenen Begriffen und die Sorgfalt dafür kann nie zu weit getrieben werden. Die reichste Toilette wird nie das Auge blenden, das in verrätherischen Momenten einen Mangel jener Tugend entdeckt. Die Natur hat das Weib zu einer Blume seltener Schönheit geschaffen, aber wie Blumen von unendlicher Zartheit, verlangt sie auch die sorgfältigste Pflege. Die Aufgabe der Frau ist, einem Manne die Idee des Besitzes unendlicher Schätze zu gewähren, Ader die Reinlichkeit in jeder Beziehung ist das erste Mittel zur Erhöhung der Schönheit, und nichts kann so sehr den Bewunderer der Schönheit abschrecken, als die Spur einer Unvollkommenheit, welche die Folge einer vernachlässigten Toilette ist.
D.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.